Große Aufgaben
Bildung

10 Fakten zum deutschen Bildungssystem

Bildung ist in einem forschungs- und entwicklungsstarken Land wie Deutschland der wichtigste Rohstoff. Seit dem PISA-Schock hat sich vieles im deutschen Bildungssystem verbessert, aber es bleibt noch einiges zu tun. Diese Faktensammlung zeigt aktuelle Entwicklungen im Bildungsbereich auf, benennt positive Trends und zeigt klar, an welchen Stellen noch Handlungsbedarf besteht.

24. August 2016

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Grafik zum Thema: Deutschland investiert zu wenig in Bildung. Auswahl von OECD-Ländern

Deutschland investiert zu wenig

Die Gesamtausgaben für Bildungseinrichtungen aus öffentlichen und privaten Quellen lagen in Deutschland 2012 bei nur 4,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Im OECD-Durchschnitt investierten die Länder 5,3 Prozent ihres BIPs.

Bund, Länder und Kommunen stecken knapp zehn Prozent der Haushaltsausgaben in Kitas, Schulen und Hochschulen. Damit liegt Deutschland gemeinsam mit Portugal im OECD-Vergleich auf Rang 21 – und hat seine Ausgabenquote seit 2005 nicht wesentlich erhöht. Im OECD-Schnitt wenden die Länder 11,6 Prozent der öffentlichen Gesamtausgaben auf.

Grafik zum Thema: Chancengerechtigkeit muss weiter verbessert werden. *Erwerbsbevölkerung über 25 Jahre ohne Schulabschluss oder mit Hauptschul- und ohne Berufsabschluss

Chancengerechtigkeit muss weiter verbessert werden

Deutschland hat heute mehr Bildungsaufsteiger als -absteiger: Unter den 30- bis 40-Jährigen erreichen 41 Prozent einen höheren Bildungsstand als ihre Eltern. Nur knapp 18 Prozent liegen nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln für das Jahr 2012 unter dem Niveau ihrer Eltern.

Der familiäre Hintergrund hat jedoch weiterhin einen wichtigen Einfluss darauf, wie erfolgreich Kinder das Bildungssystem durchlaufen. Insbesondere Schüler, die zuhause kein Deutsch sprechen, schneiden in PISA-Untersuchungen mit Blick auf Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen deutlich schlechter ab als ihre Mitschüler.

Grafik zum Thema: Jeder zweite Hochschultitel gehört einer Frau.

Jeder zweite Hochschultitel gehört einer Frau

Immer mehr Frauen zieht es an die Universitäten: 2014 waren 50,1 Prozent der Studienanfänger weiblich. 1994 lag ihr Anteil bei 45,1 Prozent.

Und die Frauen sind erfolgreich: In den vergangenen Jahren stellten sie regelmäßig etwas mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen.

Trotzdem sind Akademikerinnen seltener berufstätig als Akademiker: 2014 waren laut Statistischem Bundesamt 8,7 Prozent aller Erwerbstätigen Akademikerinnen und 11,1 Prozent Akademiker.

Grafik zum Thema: Deutsche Studenten gehören zu den ältesten in Europa. *Durchschnitt der EU-28-Gruppe

Deutsche Studenten gehören zu den ältesten in Europa

Auch wenn der Altersdurchschnitt der deutschen Studenten gesunken ist, gehören sie nach wie vor zu den ältesten in Europa. Waren sie im Jahr 2002 noch durchschnittlich 24 Jahre alt, sind sie zehn Jahre später im Schnitt circa 7 Monate jünger. Gründe dafür sind unter anderem Reformen wie das achtjährige Gymnasium und die Abschaffung der Wehrdienstpflicht.

Dennoch sind sie auch 2012 noch älter, als es die Studenten der EU-Staaten mit rund 22 Jahren durchschnittlich sind.

Grafik zum Thema: Fast sechs Prozent gehen ohne Abschluss.

Fast sechs Prozent gehen ohne Abschluss

Im Abgangsjahr 2014 beendeten insgesamt 46.950 Schüler ihre Schullaufbahn ohne Abschluss. 5,5 Prozent des Jahrgangs gelang es also nicht, mindestens einen Hauptschulabschluss zu machen. Damit sinkt die Zahl der Abbrecher weiterhin nur langsam.

Besonders hoch ist die Quote bei Schülern, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft haben: Hier lag die Zahl der Abbrecher im Jahr 2014 bei 11,9 Prozent.

Grafik zum Thema: Das duale Studium ist beliebt.

Das duale Studium ist beliebt

Die Kombination von beruflicher und akademischer Ausbildung ist in Deutschland immer gefragter: 2014 gab es laut Bundesinstitut für Berufsbildung 1.505 duale Studiengänge. Allein von 2013 bis 2014 kamen 491 hinzu. Das entspricht einem Zuwachs von rund 48 Prozent.

Das Angebot richtet sich nach den Engpässen in den Unternehmen: So gab es 2014 mit 487 dualen Studiengängen die meisten Angebote in den Wirtschaftswissenschaften, gefolgt von der Fachrichtung Maschinenbau und Verfahrenstechnik (232 Studiengänge).

Grafik zum Thema: Zahl der Ausbildungsverträge erreicht Tiefstand

Zahl der Ausbildungsverträge erreicht Tiefstand

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sank 2015 gegenüber 2014 um 0,2 Prozent auf 522.094 – so wenig Ausbildungsverträge wie nie im wiedervereinigten Deutschland.

Neben der demografischen Entwicklung ist der Rückgang bei den Ausbildungsverträgen auch dadurch zu erklären, dass sich immer mehr junge Menschen für ein Studium entscheiden.

Grafik zum Thema: Bessere Ausbildung schafft höheres Wirtschaftswachstum *Für Abiturienten wird angenommen, dass sie im 19. und 20. Lebensjahr kein Entgelt erzielen. Bei Akademikern gilt diese Annahme vom 19. bis zum 25. Lebensjahr.

Bessere Ausbildung schafft höheres Wirtschaftswachstum

Das Wirtschaftswachstum eines Landes ist eng mit dem Ausbildungsniveau seiner Bevölkerung verknüpft: Berechnungen zeigen, dass eine Verbesserung der Bildungsleistungen von 25 Pisa-Punkten das jährliche Wachstum um rund einen halben Prozentpunkt erhöht. Über einen Zeitraum von 50 Jahren würde das Pro-Kopf-Einkommen so um mehr als 25 Prozent steigen.

Die Auswirkungen des Bildungsniveaus machen sich besonders beim individuellen Verdienst bemerkbar. So verdient im Durchschnitt eine Person mit Hochschulabschluss 75 Prozent mehr in seinem Leben als jemand mit Berufsausbildung.

Grafik zum Thema: Flüchtlinge brauchen besseren Zugang zu Bildung

Flüchtlinge brauchen besseren Zugang zu Bildung

Mit dem Integrationsgesetz sollen Flüchtlinge schneller in den Arbeitsmarkt einsteigen können. Für rund 61 Prozent der arbeitslosen Flüchtlinge kommen aber immer noch nur Helfertätigkeiten infrage, etwa weil sie noch nicht gut genug Deutsch sprechen oder keinen anerkannten Berufsabschluss vorweisen können.

Viele Hemmnisse am Arbeitsmarkt können durch mehr Bildung abgebaut werden: Wie eine Untersuchung des IW Köln zeigt, sehen rund 79 Prozent der Unternehmen in fehlenden Sprachkenntnissen die größten Hemmnisse, rund 60 Prozent im niedrigen Qualifikationsniveau. 60 Prozent der arbeitslosen Flüchtlinge sind jünger als 35 Jahre – ein Alter, in dem Bildung noch viel bewirken kann.

Grafik zum Thema: MINT-Fächer müssen attraktiver werden Object

MINT-Fächer müssen attraktiver werden

Zwar ist die Zahl der Studierenden in den MINT-Fächern von 2012 bis 2014 um 9,1 Prozent auf 1.035.841 gestiegen. Dennoch bleiben immer noch viele Stellen unbesetzt: Im April 2016 waren in den MINT-Berufen insgesamt 380.800 Stellen offen.

Um den Bedarf zu decken, sollten MINT-Kompetenzen schon in der Schule gefördert werden. Das dürfte auch die Erfolgsquoten an den Hochschulen steigern. In Mathematik und Naturwissenschaften erreichen nur 69,3 Prozent der Studienanfänger ihren Abschluss, in den Ingenieurwissenschaften 76,4 Prozent. Im Durchschnitt aller Studiengänge schaffen dagegen 79 Prozent ihren Abschluss.


 

Ausgewählte Quellen:

Berufsbildungsbericht 2016,
Bundesministerium für Bildung und Forschung,
April 2016

Bildung auf einen Blick 2015 – OECD-Indikatoren,
OECD,
Januar 2016 (Überarbeitete Version)

Bildungsmonitor 2015, Ein Blick auf Bachelor und Master,
Institut der deutschen Wirtschaft Köln,
August 2015

Duales Studium in Zahlen, Trends und Analysen,
Bundesinstitut für Berufsbildung,
2015

MINT-Frühjahrsreport,
Institut der deutschen Wirtschaft Köln,
Mai 2016

Schulen auf einen Blick, Ausgabe 2016,
Statistisches Bundesamt,
März 2016

Schwerpunktthema Flüchtlinge, Bildungsmonitor 2016,
Institut der deutschen Wirtschaft Köln,
August 2016

Wie das deutsche Schulsystem besser wird,
Initative Neue Soziale Marktwirtschaft,
Juli 2016