Werkverträge und Zeitarbeit
Kommentar zu Werkverträgen

"Die Frage 'make or buy' muss eine unternehmerische Entscheidung bleiben"

Werkverträge sind ein bewährtes Erfolgsmodell. Sie werden zu Unrecht von den Gewerkschaften mit Missbrauch in Verbindung gebracht. Richtig ist: Werkverträge bringen Deutschland voran. Lesen Sie hier einen Kommentar von Alfred Gaffal, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V..

23. September 2015

Alfred Gaffal, Vorsitzender des Aufsichtsrates, Wolf GmbH, und Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

Werkverträge sind seit jeher ein unverzichtbares Element des Wirtschaftslebens und prägen die Bereitstellung von Dienstleistungen sowie die Produktion und die Herstellung von Waren. Sie ermöglichen Unternehmen eine stärkere Spezialisierung und steigern damit die Effizienz der Wertschöpfung. Werkverträge werden beispielsweise durch den Zukauf von Ingenieur- oder IT-Dienstleistungen für den Know-how-Transfer oder auch in Montage, Logistik, Wartung und Instandhaltung genutzt.

Fakt ist aber auch: Ein Großteil der industriellen Wertschöpfung wird nach wie vor durch das Stammpersonal erbracht. In der Fertigung beispielsweise liegt die Eigenleistungsquote bei über 60 Prozent. Es braucht den gelungenen Mix aus eigener Leistung und Vergabe an Dritte.

Werkverträge machen uns stark. In der industriellen Fertigung oder im Handel werden unternehmensnahe und produktbegleitende Dienstleistungen als strategischer Faktor im globalen und hoch arbeitsteiligen Wettbewerb genutzt. Die Industrie befindet sich in einem Strukturwandel. Die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft und die hybride Wertschöpfung, das heißt der Verbund von Industrie und Dienstleistung, sind wichtige Erfolgsfaktoren für die Zukunft. Dieser Wandel ist kundengetrieben. Werkverträge ermöglichen den Unternehmen, auf den Strukturwandel zu reagieren. Wenn wir bei Innovation und Qualität weiter an der Spitze bleiben wollen, brauchen wir Werkverträge. Sie stärken unseren Industriestandort.

Ein Zurückdrängen der Werkverträge durch zusätzliche Regelungen raubt den Unternehmen Möglichkeiten, diesen Strukturwandel mitzugehen, und führt zu Verlagerungen oder Unterbrechungen in der Wertschöpfungskette. Die Frage „make or buy“ muss eine freie unternehmerische Entscheidung bleiben. Zusätzliche Regelungen bedrohen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, sondern verschlechtern auch die Rahmenbedingungen für Investitionen und schwächen den Gründergeist in Bayern und Deutschland.

Die vorhandenen rechtlichen Bestimmungen bieten bereits einen klaren und verlässlichen Rechtsrahmen. Er muss nur konsequent umgesetzt werden. Die derzeit diskutierten zusätzlichen gesetzlichen Regelungen hingegen dienen nicht der Missbrauchsbekämpfung, sondern der Festigung von Gewerkschaftsmacht. Tatsache ist auch: Die Nutzung von Werk- und Dienstverträgen ist kein Weg zur Umgehung arbeitsrechtlicher Standards. Beschäftigte des Werk- und Dienstvertragsanbieters besitzen vielmehr die Rechte, die alle Arbeitnehmer in Deutschland haben.

 

Der Beitrag von Alfred Gaffal erschien am 24.9. in einem Beileger zur FAZ und Süddeutschen Zeitung. Sie können ihn hier herunterladen:

Weitere Informationen:

Zum Positionspapier "Werkverträge"