Soziales
Teilhabemonitor 2019

Armutsgefährdung in Deutschland - und was dagegen getan werden sollte

Wer arbeitslos oder alleinerziehend ist oder einen Migrationshintergrund hat, ist häufiger armutsgefährdet als die übrige Bevölkerung in Deutschland. Das ist ein Ergebnis des „Teilhabemonitors 2019”, den das Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt hat. Darin werden Armutsgefährdung und Teilhabechancen in Deutschland umfassend untersucht.

14. Oktober 2019

10 Fakten zu Armut & Teilhabe Studie herunterladen (PDF)Zur Pressemeldung Blogbeitrag Hüther

Keyfacts der Studie:

  • Risikogruppen für Kaufkraftarmut: Arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund.
  • Bildung beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.
  • Arbeit bestes Mittel gegen Armut. 

Ein zentrales Ergebnis des Teilhabemonitors 2019: Es gibt in Deutschland drei Gruppen, in denen relative Armutsgefährdung häufiger vorkommt als in der übrigen Bevölkerung. So sind 48,1 Prozent aller deutschen Haushalte mit mindestens einen Arbeitslosen relativ kaufkraftarm. Alleinerziehende sind zu 31,1 Prozent betroffen, bei Haushalten mit Migrationshintergrund sind es 25,8 Prozent. Die relative Kaufkraftarmutsquote in der Bevölkerung, die keine dieser drei Gruppen angehört, liegt dagegen bei 9,7 Prozent (siehe Grafik unten).

Hinweis: Bei der hier verwendeten relativen Kaufkraftarmut (im weiteren “Kaufkraftarmut”) wird die relative nationale Einkommensarmutsquote (60 Prozent des mittleren Einkommens) an das Preisniveau der Region angepasst. Sind die Lebenshaltungskosten in einer Region beispielsweise 10 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt, wird auch der Schwellenwert für diese Region um 10 Prozent angehoben, damit er das gleiche Kaufkraftniveau wie im Bundesdurchschnitt widerspiegelt. Kaufkraftarmut vergleicht, was sich Menschen mit ihrem Geld kaufen können.

Der Teilhabemonitor zeigt außerdem, dass sich die Aufstiegschancen in der Sozialen Marktwirtschaft in den letzten zehn Jahren verbessert haben. Das liegt vor allem an der guten Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes. Denn Arbeit ist das beste Mittgel gegen Armut und Bildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.

Darum gilt: Wer die Armutsgefährdung in Deutschland verringern will, muss vor allem die Teilhabe am Arbeitsmarkt sowie das Aufstiegsversprechen in der Sozialen Marktwirtschaft von Menschen mit Risikofaktoren verbessern. Die INSM fordert deshalb weniger Armut durch mehr Teilhabechancen. Konkret heißt das:

  • Mehrarbeit muss sich auch für „Aufstockende“ lohnen. Sie wird dann attraktiver, wenn die Logik der Hinzuverdienstmöglichkeiten umgekehrt wird: Die Raten, mit denen Transferleistungen gekürzt werden, wenn das Einkommen steigt, sollten zu Beginn besonders hoch sein und dann schrittweise kleiner werden.
  • (Langzeit-)Arbeitslose sollten in den Jobcentern bessere individuelle Betreuung und Beratung bei der Maßnahmenauswahl und bei der Arbeitsvermittlung erhalten. Gerade für jüngere sowie ältere Arbeitslose ist ein besserer Betreuungsschlüssel nötig.
  • Ein weiterer Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen stärkt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders für Alleinerziehende.
  • Für Zuwanderer sollte die Anerkennung ausländischer Qualifikationen weiter verbessert werden.
  • Die Förderung der Durchlässigkeit des Bildungssystems und die Sicherung von Teilhabechancen sind die zentralen Herausforderungen der Bildungspolitik in den kommenden Jahren. Hierzu wären eine Stärkung der Sprachförderung an Kitas, das Schließen der Betreuungslücken im frühkindlichen Bereich, der weitere Ausbau an Ganztagsschulen, eine nach Sozialindex differenzierte Bildungsfinanzierung und mehr Vergleichsarbeiten an Schulen mit darauf aufbauenden Förderangeboten sinnvoll.
  • Für Auszubildende mit Migrationshintergrund sollten ausbildungsbegleitende Hilfen ausgebaut werden.