Zukunftswahl
Soziale Marktwirtschaft

Stabiles Vertrauen

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Stabiles Vertrauen

Auch in Krisenzeiten stellen die Deutschen ihr Wirtschaftssystem nicht grundsätzlich infrage. Den Beitrag verfasste Prof. Dr. Renate Köcher.

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Die Pandemie hat ökonomisch enorme Kollateralschäden verursacht, die aber bei der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht unmittelbar auf die finanzielle Situation durchschlugen. Durch Kurzarbeit, staatliche Unterstützung und die Bemühungen der Unternehmen, auch bei Umsatzeinbußen ihre Angestellten zu halten, wurde erreicht, dass die überwältigende Mehrheit keine gravierenden Wohlstandseinbußen hinnehmen musste.

Dies hat mit dazu beigetragen, dass die Krise kaum Zweifel an dem deutschen Wirtschaftssystem aussgelöst hat. Die Mehrheit hat von diesem eine gute Meinung, nur 17 Prozent sehen es kritisch. In den letzten Jahrzehnten gab es nie mehr Zustimmung. Vielmehr hat sich das Urteil kontinuierlich verbessert. Der Langzeittrend zeigt, wie eng die Bewertung des Wirtschaftssystems mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammenhängt. Wirtschaftliche Schwächephasen führen zu Zweifeln am System; das war zwischen 2000 und 2005 der Fall, als sich die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau bewegte und zugleich Einschnitte in das soziale Netz vorgenommen wurden. Als die wirtschaftliche Erholung einsetzte, nahm das Vertrauen in das Wirtschaftssystem kontinuierlich zu.

Aktuell zieht die Mehrheit die Bilanz, dass sich die Soziale Marktwirtschaft auch während der Corona-Krise bewährt hat. In Westdeutschland ist die Bevölkerung davon noch weitaus mehr überzeugt als in Ostdeutschland. Für Ost wie West gilt jedoch, dass nur eine kleine Minderheit überzeugt ist, dass es eine überlegene Alternative zur Marktwirtschaft gibt. Gerade einmal 14 Prozent gehen davon aus; allerdings sind auffallend viele in Ost wie West in dieser Frage unentschieden.
 

Meinungsforscher des Instituts für Demoskopie Allensbach haben gefragt: „Würden Sie sagen, die Soziale Marktwirtschaft hat sich in der Corona-Krise alles in allem bewährt, oder würden Sie das nicht sagen?“


Es gibt auch durchaus Kritik. So monieren 42 Prozent der Bevölkerung, die deutsche Marktwirtschaft sei nicht wirklich sozial. Auch hier hat sich jedoch die Bilanz signifikant verbessert: 2006 waren 62 Prozent überzeugt, dass das Wirtschaftssystem nicht sozial ausgerichtet ist. Auch dieses Urteil hängt von dem wirtschaftlichen Erfolg und von der Teilhabe an diesem Erfolg ab.

Die Bewertung dieser Teilhabe fällt ganz unterschiedlich aus, je nachdem, ob die Verteilungsgerechtigkeit generell zur Diskussion steht oder die Gerechtigkeit der eigenen Einkommens- und Vermögensverhältnisse. 55 Prozent halten die Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland für nicht gerecht. Dagegen bewerten nur 29 Prozent die eigene Teilhabe, also das eigene Einkommen und Vermögen im Vergleich zu anderen, als nicht gerecht. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den sozialen Schichten: Während in der Mittelschicht die Mehrheit, in den höheren sozialen Schichten die überwältigende Mehrheit die eigene Teilhabe an Einkommen und Vermögen als gerecht einstuft, gilt dies nur für 33 Prozent in den schwächeren sozialen Schichten.


Seit Jahren stellt das Meinungsforschungsinstitut Allensbach die Frage: „Haben Sie von dem Wirtschaftssystem in Deutschland eine gute Meinung oder keine gute Meinung?“

Die Vorstellungen der Bürger, was eine Soziale Marktwirtschaft im Kern ausmacht, sind auf das Soziale fokussiert, deutlich weniger auf andere essenzielle Bestandteile wie unternehmerische Freiheit und möglichst wenig staatliche Interventionen. Die Bevölkerung assoziiert mit Sozialer Marktwirtschaft vor allem das soziale Netz, faire Arbeitsbedingungen und Löhne, sichere Arbeitsplätze, eine wirksame Vertretung von Arbeitnehmerrechten und die Übernahme sozialer Verantwortung durch Unternehmen; all das gehört für die große Mehrheit unbedingt zu einer Sozialen Marktwirtschaft. Dagegen halten nur 36 Prozent in einer Sozialen Marktwirtschaft unternehmerische Freiheit für essenziell, 33 Prozent Eigeninitiative, 32 Prozent einen begrenzten Einfluss des Staates auf die Wirtschaft. Diese ausgeprägte Ausrichtung auf die sozialen Ansprüche begrenzt zwangsläufig die Bereitschaft, das deutsche Wirtschaftssystem als Soziale Marktwirtschaft anzuerkennen.


Den Beitrag verfasste Prof. Dr. Renate Köcher. Sie ist Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach.

Copyight Foto und Infografiken: Institut für Demoskopie Allensbach


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