Zukunftswahl
Interview

„Es lohnt sich, hier zu produzieren“

Interview

„Es lohnt sich, hier zu produzieren“

Unternehmerin Cornelia Horsch verkauft ihre Landmaschinen weltweit. Am Standort Deutschland will sie unbedingt festhalten. Das Gespräch führte Sabine Baur.

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Die Horsch Maschinen GmbH aus dem bayerischen Schwandorf ist auf Agrartechnik spezialisiert. Cornelia Horsch führt das international stark wachsende Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Schwager.

Frau Horsch, kurz vor der Bundestagswahl heißt auch eineinhalb Jahre nach dem Corona-Ausbruch. Welche Bilanz ziehen Sie aus dieser Zeit?

Cornelia Horsch: Wir hatten damals mit dem Schlimmsten gerechnet. Letztlich konnten wir aber weiter produzieren, weil wir mit unseren Produkten für die Landwirtschaft systemrelevant waren. Aber natürlich mussten wir schnell reagieren und einige Abläufe umstellen – so wie viele Unternehmen.

Werden diese Erfahrungen unsere Wirtschaft nachhaltig ändern?

Ja, auf jeden Fall. Allein die Lieferketten sind ein großes Thema. Bei Horsch haben wir uns da im vergangenen Jahr noch breiter aufgestellt, um nicht von einzelnen Zulieferern zu stark abhängig zu sein. Wir haben mehr nach Europa gezogen und teilweise sogar gezielt neue Lieferanten in Deutschland aufgebaut. Flexibel handeln zu können, ist noch wichtiger geworden.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei dieser Entwicklung?

Für uns eine große. Wir sind ja in ständigem Kontakt mit unseren Kunden, den Landwirten.Diese Kommunikation haben wir komplett umgestellt. Angefangen von den sozialen Medien bis hin zu unseren ganzen Service-Schulungen, bei denen wir auf Online-Formate umgestellt haben. Wir haben da riesige Sprünge gemacht, weil wir mussten. Und es hat sich ausgezahlt.

Inwiefern?

Wir konnten unseren Umsatz 2020 um 20 Prozent steigern und dieses Jahr wird es mindestens ähnlich sein. Unsere digitalen Maßnahmen haben daran einen großen Anteil. Umso wichtiger für uns, dass im ländlichen Raum die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.

Deutschland hat als Produktionsstandort in der Pandemie teilweise eine Renaissance erfahren. Horsch ist ein internationales Unternehmen. Sie haben den Vergleich: Wie konkurrenzfähig sind wir?

Unsere Hauptproduktionsstandorte sind in Deutschland bei einer Exportquote von 80 Prozent. Teilweise werden wir aber durch den Markt gezwungen, vor Ort zu produzieren. Beispiel Brasilien, wo die Zölle extrem hoch sind. Deshalb investieren wir dort momentan groß in eine Produktion. Billiger produzieren wir dort nicht, das ist ein Trugschluss.

Trotz niedriger Lohnkosten?

Natürlich sind die niedriger, dafür gibt es andere Kosten wie etwa höhere Transportkosten. Abgesehen davon, dass wir die Mitarbeiter vor Ort erst entsprechend ausbilden müssen, weil es dort keine Berufsausbildung wie in Deutschland gibt.

Sie haben also keinen Zweifel am Produktionsstandort Deutschland?

Für uns wird Deutschland immer eine große Rolle spielen. Wenn wir auf Automation und Digitalisierung setzen, lohnt es sich, hier zu produzieren.

Wie zufrieden sind Sie mit den Arbeitsbedingungen vor Ort?

Die Flexibilität, die von uns als Unternehmen verlangt wird, würden wir uns auch von den gesetzlichen Rahmenbedingungen wünschen. Eine Wochenarbeitszeit hätte viele Vorteile für uns. Unsere Kunden arbeiten saisonbedingt. Wenn es irgendwo vor Ort Probleme gibt, ist das mit höchstens zehn Stunden Arbeitszeit am Tag für unsere Servicearbeiter schon schwierig.

Neben Europa sind Sie vor allem in den USA, Russland und China vertreten. Handelspolitisch ein ziemliches Spannungsfeld.

Für uns wird es immer komplizierter. So dürfen wir etwa in die USA keine Teile exportieren, die auch nur Elemente enthalten, die in China produziert wurden. Wir sind immer mehr mit Regularien beschäftigt. Das deutsche Lieferkettengesetz ist eines davon. Obwohl ich es grundsätzlich richtig finde. Aber der Aufwand und die Komplexität sind enorm.


Das Gespräch führte Sabine Baur.

Copyright Foto: HORSCH Maschinen GmbH


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