Soziale Marktwirtschaft
INSM-Dialog

Wettbewerb hoch, Benzinpreise runter?

Steigende Benzinpreise kurz vor Reisetagen sind kein eindeutiges Zeichen eines Kartells zwischen den großen Benzinanbietern. So lautete das überraschende Fazit des Wettbewerbsexperten und Vorsitzenden der Monopolkommission Professor Dr. Justus Haucap bei der Veranstaltungsreihe "INSM-Dialog" in Berlin.

14. Juli 2011

Professor Dr. Justus Haucap bei der INSM in Berlin Professor Dr. Justus Haucap bei der INSM in Berlin

"Die Tatsache, dass die Tankstellen in Deutschland ständig ihre Preise ändern, teilweise sogar mehrfach täglich, ist allein noch kein Zeichen für eine Kartellbildung," sagte Professor Dr. Haucap bei der Veranstaltung INSM-Dialog. Eher gelte das Gegenteil: Ein Kartell ist meistens an stabilen Preisen interessiert und nicht an dauernden Preisänderungen. Genauso hat zum Beispiel das italienische Tankstellenkartell von 2004 bis 2007 funktioniert. Die Preise wurden nur ganz selten verändert. Tankstellenpächter wollten nicht dauernd die Konkurrenz beobachten, sondern hatten ihre Ruhe. Dass die Preise sich in Deutschland dauernd ändern, deutet eher darauf hin, dass man sich doch vor der Konkurrenz fürchtet, also keine Preisabsprachen vorliegen.

INSM-Dialog in Berlin zum Thema "Benzinpreise" INSM-Dialog in Berlin zum Thema "Benzinpreise"

Der Befund der Sektoranalyse des Kartellamts sei deswegen nicht ausreichend, um schwerwiegende Markteingriffe - wie Preisregulierungen- durch das Wirtschaftsministerium zu rechtfertigen, so Haucap. „Die Ergebnisse des Kartellamts sind aber verdächtig“. Merkwürdig sei beispielsweise, dass in 90 Prozent der Fälle Aral und Shell die Preiserhöhungs-Runden beginnen.
„Preisregulierungen wären überzogen und könnten im Falle Deutschlands sogar kartellerhärtend wirken“, sagte der Vorsitzende der Monopolkommission. Besser wäre die Aufhebung von unzulässigen Wettbewerbsbeschränkungen wie unzulässige Preisbindungen bei sogenannten Vertragspartnern.