Ideen für den Neustart

Deutschland fährt besser mit einer bezahlbaren Pflegeversicherung

Ideen für den Neustart

Deutschland fährt besser mit einer bezahlbaren Pflegeversicherung

In einer alternden Bevölkerung darf die Quelle der Pflegefinanzierung, nämlich die Beschäftigten, nicht finanziell überfordert werden. – Lesen Sie hier, welche Herausforderungen bei diesem Thema auf uns zukommen und welche Lösungsangebote die INSM hat.

Herausforderung

Wegen der steigenden Lebenserwartung steigt auch der Anteil der über 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung. Diese Gruppe ist überproportional von Pflegebedürftigkeit betroffen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Tragfähigkeit der umlagefinanzierten Pflegeversicherung. Deren Beitragssatz hat sich seit Ende der 1990er-Jahre mehr als verdreifacht. Da die Einnahmen dennoch nicht kostendeckend sind, bekommt seit 2020 auch die Pflegeversicherung einen zusätzlichen Zuschuss aus der Steuerkasse. Der Eigenanteil an den Pflegekosten sorgt für ein Mindestmaß an Kostenbewusstsein. Dieses muss weiter gefördert werden.

Lösungsangebot

  • Nachhaltigkeitsfaktor einführen. Analog zur Rentenformel muss ein Nachhaltigkeitsfaktor in die Formel der Pflegeleistungen eingebaut werden. Dieser sorgt dafür, dass die Anpassungen der Pflegeleistungen gedämpft werden, wenn die Zahl der Pflegebedürftigen schneller wächst als die Zahl der Beitragszahler. Eine Vollversicherung oder regelmäßige Anpassung der Pflegeversicherung mit der Wachstumsrate der Löhne ist mittel- und langfristig nicht finanzierbar.
  • Eigenanteil muss bleiben. Eigenanteile sollten weiterhin ein Bestandteil der Finanzierung von Pflegeleistungen sein. So kann verhindert werden, dass die Beitragssätze weiter steigen und die Pflegekosten auch für Menschen übernommen werden, die in der Lage sind, ihre Pflegekosten selbst zu tragen.
  • Private Vorsorge stärken. Private Vorsorge soll in Zukunft auch in der Pflege eine größere Rolle spielen. So kann frühzeitig vorgesorgt und damit verhindert werden, dass Personen mit Pflegebedarf durch Eigenanteile finanziell überlastet werden.
  • Ende 2019 haben in Deutschland rund 4,25 Millionen Menschen Leistungen aus der sozialen und der privaten Pflegeversicherung bezogen, knapp 94 Prozent davon aus der sozialen Pflegeversicherung. Hier stieg die Zahl der Leistungsbeziehenden seit der Einführung der sozialen Pflegeversicherung im Jahr 1995 von gut einer Million auf etwa vier Millionen.
  • Derzeit gibt es festgelegte Zahlungen für Pflegeleistungen, je nach Pflegestufe. Leistungen darüber hinaus werden von den Menschen mit Pflegebedarf in Eigenleistung getragen, solange dies finanziell möglich ist. Unterhaltspflichtige Angehörige müssen erst ab einem Bruttojahreseinkommen von über 100.000 Euro für pflegebedürftige Angehörige Eigenanteile zahlen.
  • Der Beitragssatz ist seit der Einführung im Jahr 1995 um mehr als zwei Prozentpunkte auf das Dreifache (2021: 3,05 Prozent) angestiegen. Der Arbeitgebersatz stieg in der gleichen Zeit um einen Prozentpunkt an, ebenfalls auf das Dreifache.

Jede gesetzliche Krankenkasse unterhält eine Pflegekasse mit eigenem Budget, aber mit identischem Versichertenkreis. Im Januar 2021 gab es 103 gesetzliche Krankenkassen mit dazugehörigen Pflegekassen.