Fit für die Wissensgesellschaft: Bildung ist nicht nur unser einziger Rohstoff, sie ist in der heutigen Wissensgesellschaft ein entscheidender Faktor. Wir brauchen dringend mehr Wettbewerb in der Bildung.
31. Mai 2006
Wissen ist der entscheidende Rohstoff in der Informationsgesellschaft, der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Deshalb brauchen wir dringend mehr Tempo und mehr Wettbewerb in unserem Bildungssystem. Denn gerade im Bildungssektor mangelt es uns seit Jahren an Leistung, Dynamik und Innovationsfähigkeit. Internationale Vergleiche zeigen immer wieder: Deutschland ist im weltweiten Wettbewerb der Bildungsstandorte deutlich zurückgefallen. Das können wir uns nicht länger leisten!
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entwickeln sich die Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften immer mehr zu Wissensgesellschaften. Informationen vermehren sich heutzutage in einem atemberaubenden Tempo und können mit einer Geschwindigkeit gewonnen und übermittelt werden, die bis vor wenigen Jahren noch undenkbar war.
In der modernen Informations- und Wissensgesellschaft wachsen die Anforderungen in nahezu allen Bereichen der Arbeitswelt. Bildung und Ausbildung der Bürger sowie ihre Bereitschaft zum lebenslangen Lernen gewinnen eine zentrale Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und für die individuellen Chancen in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft. Doch auch wenn in Deutschland ständig von der Wissensgesellschaft geredet wird: Es herrscht seit Jahren ein Bildungsnotstand!
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat im Jahr 2000 eine große internationale Studie zum Vergleich von Schülerleistungen durchgeführt. Mit dieser so genannten PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) hat die OECD dem deutschen Schulsystem zum wiederholten Male ein mangelhaftes Zeugnis ausgestellt: Ob in Lesen, Mathematik oder Naturwissenschaften, in allen Disziplinen liegen die Leistungen deutscher Schüler unter dem Durchschnitt der untersuchten Länder. Besonders bei anspruchsvolleren Aufgaben, die inhaltliches Verständnis verlangen und nicht durch die bloße Wiedergabe von angelerntem Wissen gelöst werden können, geben deutsche Schüler ein äußerst schwaches Bild ab. Im Gesamtergebnis der PISA-Studie rangiert Deutschland nur auf Platz 21 der insgesamt 32 untersuchten Länder.
Auch die Unternehmen beklagen seit Jahren die unzureichende "Grundausbildung" in deutschen Schulen. Die Firmen fungieren teilweise als "Reparaturbetriebe", die ihren Azubis erst einmal mathematische Grundfertigkeiten oder korrekte Rechtschreibung beibringen müssen. Ein weiterer Kritikpunkt der Wirtschaft ist die mangelnde Praxisnähe des erlernten Wissens. Sowohl mit dem realen Wirtschaftsleben in den Betrieben als auch mit unserem Wirtschaftssystem, der Sozialen Marktwirtschaft, haben die Lehrinhalte nur wenig zu tun.
Wir brauchen dringend eine Bildungsoffensive, und diese muss an den Schulen beginnen. Unsere Schüler dürfen nicht den Anschluss an die Entwicklung der modernen Informations- und Wissensgesellschaft verlieren, denn sonst verbauen wir der jungen Generation ihre Zukunftschancen. Wenn wir künftig bei internationalen Vergleichen der Schulsysteme einen der Spitzenplätze einnehmen wollen, sind eine Reihe von Reformen erforderlich. Dazu gehören vor allem:
Die Hochschulen konkurrieren weltweit um den Spitzennachwuchs. Unser Ehrgeiz muss es sein, die klügsten Köpfe in unser Land zu holen und gleichzeitig die eigene Elite in unserem Land zu halten. Doch auch hier haben wir den Anschluss an die Weltspitze verpasst: Unter den Top-Universitäten befindet sich derzeit keine deutsche.
Wir haben zu lange Studienzeiten, zu wenig Leistungsorientierung und zu wenig Praxisnähe. Ein Hochschulabsolvent ist bei uns im Schnitt rund 28 Jahre alt. In anderen Ländern steigen Absolventen bereits wesentlich früher in den Job ein. Trotz der langen Studienzeiten weisen deutsche Hochschulabsolventen oft erhebliche Defizite auf. So fehlt es etwa Technikern an fachübergreifenden Kenntnissen, z.B. in Betriebswirtschaft. Unterentwickelt sind häufig auch außerfachliche Fähigkeiten wie Kundenorientierung, Leistungsbereitschaft und soziale Kompetenz.
Nur ein effizientes und innovatives Hochschulsystem macht Deutschland fit für die Wissensgesellschaft und sichert uns die Chance, im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe mithalten zu können. Auf der Agenda einer tief greifenden Hochschulreform müssen vor allem folgende Punkte stehen:
Wir brauchen dringend eine Bildungsoffensive an unseren Schulen und Hochschulen. Deutschland muss wieder eine Spitzenposition als Bildungsstandort einnehmen. Nur so werden wir fit für den internationalen Wettbewerb im Zeitalter der Informations- und Wissensgesellschaft.