Bildung
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Brain Drain stoppen - Brain Gain forcieren

Die Statements von Thomas Straubhaar und Gerhard Gottschalk.

31. Mai 2006

Statement von Prof. Dr. Thomas Straubhaar: "Die Frage 'Brain Drain - Brain gain' geht weit über das Bildungssystem hinaus"

"Ich staune über die Naivität von uns Europäern gegenüber der strategischen Positionierung der Amerikaner beim 'Ansaugen' von hochqualifizierten Ausländer(inne)n. Die USA tun das bewusst, auch um eine Quersubventionierung zu ermöglichen: Mit den Studiengebühren der Ausländer, die nach Amerika kommen, werden auch "Landeskinder" subventioniert und gute Forschung finanziert. In dieser Strategie hat auch die ganze Amerikanisierung der Welt ihren Ursprung.

Die Leute werden mit IBM und Mircosoft und nicht mit Linux- und Siemens-Produkten ausgerüstet. Und das ist strategische Bildungspolitik. Die Frage 'Brain Drain - Brain gain' geht aber auch weit über das Bildungssystem hinaus. Das hat was mit Steuerrecht, mit Ausländerrecht, mit Forschungsmöglichkeiten und deren gesetzlichen Grundlagen zu tun.

Grundsätzlich muss der Begriff der Universität de-emotionialisiert werden. Wir müssten den Mut haben zu sagen: Universitäten sind Wissensfabriken. Genauso wie es früher Industriefabriken gab und heute Dienstleistungsfabriken gibt, sind Wissensfabriken der Nukleus um neue Dinge zu entwickeln. Und welche dieser Wissensfabriken dann zur Elite-Einrichtung wird, muss sich im Wettbewerb zeigen."

Statement von Prof. Dr. Gerhard Gottschalk, Akademien der Wissenschaften: "Der Schlüssel zum Erfolg ist Berufungspolitik"

"Ich bin dagegen, Elite-Universitäten zu dekretieren. Eliten müssen sich entwickeln, man kann sie nicht verordnen. Welche Möglichkeiten haben wir, dass aus Universitäten Elite-Unis werden? Meiner Meinung geht das nur über Exzellenz-Zentren.

Wir müssen uns fragen: Wie kann man das verstärken? Und da ist der entscheidende Punkt die Berufungspolitik. Die Max-Planck-Gesellschaft sucht herausragende Köpfe nicht nur In Deutschland, sondern zunehmend auch im Ausland; der Schlüssel zum Erfolg ist ihre fantastische Berufungspolitik. Sie investiert unglaublich viel Mühe und Zeit darauf, die besten Köpfe zu finden. Deshalb hat sie Zentren mit einer so hohen wissenschaftlichen Produktivität.

Was die Berufungsverfahren betrifft, brauchen wir deshalb auch an den Universitäten grundlegende Änderungen. Das wird vielfach zu leicht genommen. Da gibt es in zahlreichen Fällen keine ernste und kritische Überprüfung mit Blick auf die Frage: Was wollen wir eigentlich tun? Wo wollen wir mit dem Fach hin?"