Arbeit

Darum bin ich Unternehmer geworden

Biografie eines Selbstständigen: Robert Stafflage übernahm Mitte der achtziger Jahre die Heidemann-Werke in Einbeck und führte sie zum Erfolg. Heute ist er Aufsichtsrat der Dura Automotive Holding.

31. Mai 2006

Robert Stafflage Robert Stafflage, Aufsichtsrat der Dura Automotive Holding

Vielleicht war es das Elternhaus, das ihn geprägt hat. Robert Stafflage wuchs in einer bäuerlichen Großfamilie auf, als jüngstes von acht Kindern. "Ich hätte gern den Hof meiner Eltern übernommen, aber meine älteren Brüder hatten Vorrechte", erinnert er sich.

Zunächst machte er eine Lehre als Werkzeugmacher. Mitgenommen ins Berufsleben hat er vor allem die Erfahrung, wie man sich durchsetzt. Der zweite Bildungsweg endete für ihn mit zwei Diplomen: Maschinenbau und Wirtschaftsingenieur.

Ein großes Glück nennt Robert Stafflage seine ersten Management-Erfahrungen als Assistent des Vorstands in einem mittelständischen Unternehmen. "Ich habe gesehen, welche Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung man als Unternehmer hat." Und: "Ich habe schnell erkannt, dass die Musik beim Kunden spielt." Aus dem Vertriebsleiter in einem mittelständischen Unternehmen wurde mit nur 32 Jahren der Direktor mit Verantwortung für rund 500 Mitarbeiter.

Erstmals machte Stafflage die Erfahrung, dass Erfolg auch etwas Emotionales beinhaltet. "Wenn ein Produkt, das man mit entwickelt hat, beim Kunden sehr gut ankommt, spürt man eine große Freude und Zufriedenheit."

Zehn Jahre war er Technischer Direktor beim französischen Reifenkonzern Michelin. Hier sammelte er wichtige internationale Erfahrungen für seine spätere unternehmerische Tätigkeit. 

Sein Lebenswerk: die Rettung einer Firma

Als sein Lebenswerk sieht der heute 59-Jährige die Rettung der Heidemann-Werke im niedersächsischen Einbeck. Aus dem einst provinziellen Hersteller von Fahrrädern und Autoteilen hat der agile Unternehmer einen Automobil-Systementwickler und Global Player gemacht. Nicht selten wird Stafflage derzeit um Rat gefragt. Immer berichtet er dann über die Ausgangsposition 1986/87. Einerseits war das Eigenkapital verloren gegangen, andererseits hatten die Heidemann-Werke gute Erfolgspotenziale: "Die Mitarbeiter, die Produktion und auch die Organisation im Unternehmen waren in Ordnung. Es fehlte lediglich das Kapital." 

Die eigenen Ersparnisse für eine Idee eingesetzt

Dank persönlicher Beziehungen zu einer Frankfurter Privatbank konnte Stafflage eine Brücke nach England schlagen. 20 mögliche Kapitalgeber fragten nach einem Fünfjahresplan. 15 waren beeindruckt, weil der Kapitalsuchende aus Deutschland bereit war, eigene Ersparnisse mit einzubringen. Aus dem ehemaligen Familienbetrieb Heidemann war so zu 80 Prozent eine Risikokapitalgesellschaft geworden. Die Investoren sahen sich als Gesellschafter auf Zeit. In fünf Jahren sollte sich ihr eingesetztes Kapital verdoppelt haben. Dann, so hofften sie, weise das Unternehmen dicke schwarze Zahlen aus.

"Damals war geplant, entweder an die Börse zu gehen oder an ein Industrieunternehmen zu verkaufen", berichtet Stafflage. Doch es kam anders. Nach ersten Erfolgen folgte die Automobil-Rezession 1993. "Wir hatten zwar auch Anfang der neunziger Jahre schon leichte Gewinne erwirtschaftet. An einen lukrativen Verkauf war jedoch nicht zu denken."

Die Kapitalgeber mussten sich weitere fünf Jahre gedulden und wurden dann fürstlich entlohnt: Aus den eingesetzten 30 Millionen DM, die sie Stafflage damals anvertrauten, erzielten sie 100 Millionen DM. Heute gehören die ehemaligen Heidemann-Werke zum amerikanischen Dura-Konzern, der an weltweit 82 Standorten 21.000 Mitarbeiter beschäftigt.