Studien
World Woman Work Kongress

Zur Chancengleichheit von Frauen im Beruf

In der von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) beauftragten und vom Institut für Marktforschung in Leipzig durchgeführten Umfrage "Managermeinungen zur Chancengleichheit von Frauen im Beruf" wurden 404 Unternehmen zu diesem Thema befragt.

16. Februar 2005

Chancengleichheit Frauen

Vor wenigen Tagen wurden die Ergebnisse auf dem Kongress "World Women Work" in Berlin vorgestellt. 

So beurteilt die deutsche Wirtschaft die berufliche Chancengleichheit für Frauen im Vergleich zu anderen Industriestaaten:

Reichlich ein Drittel der befragten Unternehmensrepräsentanten (35 Prozent) sieht dringenden Nachholbedarf, was Chancengleichheit für Frauen in Deutschland im Vergleich mit anderen westlichen Industrieländern anbelangt. Nur 12 Prozent glauben, dass Frauen in Deutschland mehr Chancengleichheit vorfinden als in anderen westlichen Industrieländern. Weitere 39 Prozent meinen, dass Deutschland auf diesem Feld gleichauf mit vergleichbaren Ländern liegt.

Untersetzt nach Branchen fallen die positiven Antworten ("wir sind weiter" bzw. "wir sind gleichauf") auf diese Frage bei den Befragten aus der Metall- und Elektroindustrie etwas höher aus (55 Prozent; Ø 51 Prozent), während dringender Nachholbedarf in besonderem Maße von den Vertretern aus der Chemieindustrie geäußert wird (44 Prozent; Ø 35 Prozent).
Erwartungsgemäß meinen wesentlich mehr weibliche Befragte, dass in Deutschland dringender Nachholbedarf bezüglich der Chancengleichheit für Frauen besteht (46 Prozent der befragten Frauen, 25 Prozent der befragten Männer). Jeder siebte Befragte trifft zu dieser Frage keine Aussage.

Wirtschaft sieht großen Handlungsbedarf und nimmt dabei mehrheitlich auch sich selbst in die Pflicht.

Handlungsbedarf, damit Frauen und Männer gleiche Chancen in der Wirtschaft haben, weisen 3 von 4 Befragten (76 Prozent) der Politik zu, gut jeder Zweite (52 Prozent) sieht allerdings auch die Wirtschaft in der Pflicht.

Von den weiblichen Befragten wird in stärkerem Maße Handlungsbedarf sowohl seitens der Politik als auch durch die Wirtschaft gesehen (79 Prozent beziehungsweise 58 Prozent). Im Zusammenhang damit werden auch Politik und Staat in erster Linie dafür verantwortlich gemacht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen noch zu selten gelingt - dies meinen 52 Prozent der Befragten.

Mehrheit in der Wirtschaft ist überzeugt: Stärkere Präsenz von Frauen im Beruf kann für mehr Wachstum und Effizienz sorgen.

Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für das Wachstum der Wirtschaft einen sehr hohen Stellenwert hat, betont die überwiegende Mehrheit der Befragten. 72 Prozent der Entscheider in den Unternehmen halten die Verbesserung beruflicher Chancen für Frauen für unverzichtbar; denn weibliche Fachkräfte würden in Zukunft schon aus demografischen Gründen verstärkt in der Wirtschaft benötigt.

Auch hier unterscheiden sich die Antworten der weiblichen Befragten von denen der Männer. Während drei von vier befragten Frauen (78 Prozent) der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für das Wachstum der Wirtschaft einen hohen Stellenwert einräumen, sind es bei den befragten Männern "nur" zwei von drei (67 Prozent). Eine klare Mehrheit von immerhin noch 62 Prozent Zustimmung findet sich für diese Aussage auch in der "männerdominierten" Baubranche. Überwiegende Zustimmung erhält auch die Aussage, ob die verstärkte Präsenz von Frauen im Wirtschaftsleben für mehr Effizienz und Produktivität sorgen kann. Zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) beantworten diese Frage mit "ja", während ein Drittel (32 Prozent) nicht daran glaubt, dass das besondere Vorteile bringt.

Die Wirtschaft ist wenig überzeugt vom Engagement der Politik für mehr Chancengleichheit.

Vom Engagement der Parteien für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die Befragten generell wenig überzeugt. Die Hälfte der befragten Führungskräfte bewerten diese Forderungen der Parteien als reine Lippenbekenntnisse, weitere 32 Prozent der Befragten sehen es noch kritischer, indem sie der Aussage "Die Politik hemmt mit ihren Regelungen die Anstrengungen der Wirtschaft, Chancengleichheit für Frauen herzustellen" zustimmen.

Etwa jeder Achte (13 Prozent) stimmt der Meinung zu, dass die Wirtschaft sich viel mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf engagiert, als allgemein bekannt ist. Am kritischsten sind hier die Befragten aus dem Hoch-/ Tiefbau und der Baustoffindustrie: 53 Prozent von ihnen sehen die Forderungen der Parteien als reine Lippenbekenntnisse an, weitere 37 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Politik mit ihren Regelungen die Bemühungen der Wirtschaft, Chancengleichheit für Frauen herzustellen, hemmt.