Studien
Kauder/Schmidt-Gesundheitspool

Raffelhüschen: "Alle zahlen für die Rentner"

 "Es stimmt nicht, dass der Gesundheitspool vor allem den Kindern zugute kommt, es profitieren in erster Linie die Rentner", sagte der Ökonom Bernd Raffelhüschen am Donnerstag in Berlin.

26. April 2006

Nach seinen Berechnungen spart ein Rentner im neuen Modell durchschnittlich 173 Euro pro Jahr. Dagegen werden vor allem die freiwillig Krankenversicherten mit jährlich 197 Euro belastet. Für die Pflichtversicherten wäre die Reform nahezu ein Nullsummenspiel.

Das geht aus einer Studie zu den Umverteilungsströmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung hervor, die Raffelhüschens Forschungszentrum Generationenverträge im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellte. 

Die Studie simuliert die Umverteilung, die sich ergibt, wenn die Krankenkassenbeiträge der Kinder in Höhe von etwa 17 Mrd. Euro komplett aus Steuermitteln finanziert werden. Insgesamt würden die Rentner mit 3,2 Mrd. Euro entlastet. Grund: Der Krankenkassenbeitrag der Rentner sinkt durch die Auslagerung der Kinder stärker als die Rentner im Gegenzug durch den geplanten Gesundheitssoli steuerlich belastet werden.

"Es ist familienpolitisch richtig, die Finanzierung der Kinder aus der Krankenversicherung herauszunehmen. Völlig falsch und zudem ungerecht ist es aber, damit ausgerechnet die Rentner zu entlasten, die die höchsten Gesundheitsausgaben verursachen", so Raffelhüschen.

Die Studie vergleicht das Gesundheitspool-Modell mit der bislang von der CDU favorisierten Gesundheitsprämie. Die Gesundheitsprämie, die in einer Höhe von monatlich 190 Euro angesetzt ist, würde die Rentner im Vergleich zum Gesundheitspool-Modell um durchschnittlich 182 Euro pro Jahr belasten. Kauders Gesundheitspool bedeutet somit eine sozialpolitische Kehrtwende. Diese Wende bekommen auch die freiwillig Versicherten zu spüren: Sie würden bei der Gesundheitsprämie um jährlich 87 Euro entlastet, im Pool-Modell würden sie aber um jährlich 197 Euro belastet.

Dagegen verspricht das Pool-Modell den privaten Krankenversicherten eine geringere Belastung. PKV-Versicherte müssten im Pool durchschnittlich pro Jahr nur 124 Euro zusätzlich zahlen. Beim Prämienmodell würden sie um mehr als das Doppelte (267 Euro) zur Kasse gebeten. 

Versicherungsfremde Leistungen bleiben nahezu erhalten

Nahezu eins zu eins würde das vorgeschlagene Pool-Modell die versicherungsfremde Umverteilung des derzeitigen Systems übernehmen. Mit Ausnahme der Kinderversicherung bliebe die familienspezifische, die generationenspezifische, die geschlechtsspezifische und die einkommensspezifische Umverteilung im System. Laut Studie werden fast 43 Prozent der jährlich in die bestehende Versicherung eingezahlten rund 145 Mrd. Euro für derartige Umverteilungen verwendet. Rechnet man die Kinder wie beim Gesundheitspool geplant heraus, so verbleiben dennoch etwa 80 Prozent dieser Umverteilungen im neuen System bestehen. 

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