Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wird vom Außenhandel und von den Konsumausgaben getragen. Die schwache Entwicklung bei den Investitionen ist dagegen beunruhigend. Außerdem könnte das Ziel der Vollbeschäftigung bald in weite Ferne geraten. - Der Monatsbericht zu Wachstum und Beschäftigung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln).
24. September 2012
Die Veröffentlichung der detaillierten Zahlen der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland für das zweite Quartal 2012 am 23. August durch das Statistische Bundesamt hielt eine faustdicke Überraschung bereit: Entgegen allen Erwartungen kamen die Wachstumsimpulse wie schon im ersten Quartal auch im zweiten Vierteljahr erneut vom Außenhandel. Die Exporte stiegen saison- und kalenderbereinigt stärker an als die Importe, so dass der Außenbeitrag insgesamt 0,3 Prozentpunkte zum Wirtschaftswachstum beitrug.
Im Inland zeigte sich hingegen ein gespaltenes Bild. Während sich die privaten Konsumausgaben aufgrund der guten Arbeitsmarktlage und steigender Löhne positiv entwickelten, sah es bei den Investitionen düster aus. Die Ausrüstungsinvestitionen lagen mit -2,3 Prozent deutlich unterhalb der Null-Linie – nun schon den dritten Monat in Folge. Auch die Bauinvestitionen gingen wie schon im ersten Quartal erneut zurück, wenn auch nicht so stark wie die Ausrüstungsinvestitionen (-0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal).
Die schwache Entwicklung der Investitionen ist beunruhigend, denn die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen sind nach wie vor sehr günstig: Die niedrigen Zinsen und die gute Ertragslage hätten eine bessere Entwicklung erwarten lassen. Hier zeigen sich die negativen Auswirkungen der Euro-Krise besonders deutlich. Ein von hoher Unsicherheit geprägtes Umfeld ist Gift für die Investitionskonjunktur und damit die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt.
Die positiven Effekte von Seiten des privaten Konsums wurden durch die negativen Impulse bei den Investitionen überkompensiert, so dass die Entwicklung der Inlandsnachfrage per Saldo die Wachstumsrate sogar gesenkt hat. Erwartet worden war von Vielen das Gegenteil, nämlich eine Verlagerung der Wachstumsimpulse von der ausländischen auf die inländische Nachfrage. Es bleibt abzuwarten, ob diese Schwerpunktverlagerung im zweiten Halbjahr 2012 eintritt.
Insgesamt wuchs die deutsche Volkswirtschaft im zweiten Quartal saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent und damit etwas schwächer als im ersten Quartal, als noch eine Wachstumsrate von 0,5 Prozent zu verzeichnen war. Erfreulich bleibt die Arbeitsmarktbilanz. Im zweiten Quartal haben 41,6 Millionen Erwerbstätigen das Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet, das waren 514.000 Personen oder 1,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor – wie das Statistische Bundesamt vermerkte. Der Arbeitsmarkt- und der Wachstumsindex, die hier zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung verwendet werden, spiegeln die unterschiedlichen Signale wider.
Aus verschiedenen Indikatoren wird der Arbeitsmarkt- und Wachstumsindex erstellt (Wie funktionieren die Indizes?).
Der August ist nun schon der fünfte Monat in Folge, in dem beide Teilindikatoren des Arbeitsmarktindexes (blaue Linie) eine Verschlechterung signalisieren. Im Einzelnen:
Der Wachstumsindex (obere Grafik, schwarze Linie) performte im August erneut besser als der Arbeitsmarktindex. Allerdings ist auch hier nicht alles Gold was glänzt. Im Einzelnen:
Der Wachstums- und Arbeitsmarktindex sind Bestandteil des Deutschland-Checks, eine monatlich erscheinende Dauerstudie der INSM und der WirtschaftsWoche. Insgesamt besteht der Deutschland-Check aus drei Teilen: Die Entwicklung von Wachstum und Beschäftigung, einer Beurteilung neuer Gesetze und einer Umfrage unter Wirtschaftsexperten, Arbeitnehmern und Arbeitgebern.