INSM-Positionen
Herausforderung Klimaschutz

INSM-Position Klimapolitik

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Noch immer steigt weltweit der CO2-Ausstoß. Eine Reduzierung ist dringend nötig. Wo Handelssysteme für CO2-Emissionen genutzt werden, sinkt der Ausstoß. Aber noch machen zu wenige Länder auf der Welt mit. Das muss sich ändern. Für mehr Klimaschutz braucht es kluge Ideen. Keine Ideologien.

9. Juni 2022

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Zwischen dem Wunsch, den Klimawandel zu bekämpfen, und der Wirklichkeit, es zu tun, klafft weiterhin eine große Lücke. Noch immer steigt der weltweite Ausstoß an klimaschädlichen Gasen. Die Corona-Krise hat den Ausstoß nur zeitweilig gedämpft.

Die Erklärung für diesen Widerspruch zwischen Wollen und Handeln ist wissenschaftlich längst gefunden. Es sind negative externe Effekte (es zahlen nicht jene, die verschmutzen) und Trittbrettfahrerverhalten (vom Klimaschutz des einen Landes profitiert der Rest der Welt), die erklären, warum zwar praktisch alle für mehr Klimaschutz sind, er aber unter dem Strich nicht ausreichend durch konkrete politische Maßnahmen vorangetrieben wird.  

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich dafür ein, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in praktischer Politik münden, und ist für wirksamen und effizienten Klimaschutz. Die INSM fordert deshalb

Technologieoffene CO2-Mengenbegrenzung

Wirksamer und effizienter Klimaschutz braucht das gut organisierte Zusammenspiel von Staat und Markt. Der Staat begrenzt den CO2-Ausstoß, der Markt organisiert, wie die erlaubte Ausstoßmenge zum größtmöglichen Nutzen aller Verwendung findet. Der Europäische Emissionszertifikatehandel (kurz EU ETS für „EU Emissions Trading Scheme“) schafft einen solchen CO2-Deckel (auch „Cap and Trade“ genannt) und ist das beste Beispiel dafür, wie beim Klimaschutz ein Zusammenspiel von Staat und Markt gelingen kann.

2005 eingeführt, war das EU ETS das weltweit erste länderübergreifende Emissionshandelssystem. Dabei wird von Staatsseite eine jährlich sinkende maximale Ausstoßmenge festgelegt (aktuell minus 2,2 Prozent pro Jahr); zudem wird über ein Bieterverfahren (Zertifikatehandel) festgelegt, wer CO2 ausstoßen darf. Nur wer ein Zertifikat besitzt, darf emittieren – und nur die festgesetzte Menge.

Ein solcher Emissionshandel schafft einen technologieoffenen Rahmen für die besten Lösungen zur CO2-Reduktion bei geringstmöglichen volkswirtschaftlichen Kosten. Der Staat gibt vor, wie viel CO2 eingespart werden muss; Bürger und Unternehmen entscheiden dann selbst, wo, wann und wie sie dies tun. CO2 wird so dort eingespart, wo es am einfachsten ist und damit am wenigsten kostet. Und Unternehmen stellen sich langfristig auf die Verknappung der CO2-Menge ein und treten mit unterschiedlichen emissionsarmen Lösungen und Technologien in Wettbewerb.

Der Erfolg des europäischen Emissionszertifikatehandels (die Reduktionsziele werden jährlich eingehalten) ist eine Blaupause für internationalen Klimaschutz. Allerdings umfasst er aktuell nur rund 40 Prozent der innerhalb der Europäischen Union ausgestoßenen Treibhausgase.

Die Integration – sowohl auf europäischer als auch auf weltweiter Ebene – aller Treibhausgase in ein solches oder ähnliches Handelssystem ist notwendig für eine erfolgreiche Bekämpfung des Klimawandels. 

Mehr internationaler Klimaschutz

Die Europäische Union hat ihren CO2-Ausstoß in den vergangenen Jahren deutlich reduziert. Weltweit steigt der Ausstoß aber an – seit 1990 um 40 Prozent.

Die Konsequenzen sind weitreichend: Der steigende Meeresspiegel zerstört Infrastruktur, Permafrostböden tauen auf und extreme Wetterlagen treten häufiger auf. Die Ärmsten der Welt leiden darunter am meisten.

Es braucht also dringend weniger globalen CO2-Ausstoß. Ein nationaler, selbst ein EU-weiter CO2-Deckel reichen nicht aus. Denn er verhindert nicht das sogenannte Trittbrettfahrer-Problem.

Weil das Klima ein globales Gemeingut ist, kommen die Vorteile von Maßnahmen zur Emissionsreduktion in einem Land allen Ländern zugute. Die Folge: Länder, die einem rationalen Kalkül unterliegen, werden ihre Anstrengungen für mehr Klimaschutz reduzieren und versuchen, als Trittbrettfahrer von den Anstrengungen anderer Staaten zu profitieren. Denken und handeln viele Länder so, unterbleibt notwendiger Klimaschutz.

Da Staaten autonom sind, kann ein klimafreundliches Verhalten nicht befohlen werden. Abkommen wie das Pariser Klimaschutzabkommen versuchen, das Problem zu lösen. Die regelmäßige Verfehlung der Ziele in solchen Abkommen zeigt, dass sie kein ausreichendes Mittel für Klimaschutz sind.

Die entscheidende Frage ist deshalb, wie man der Tendenz von Staaten zum Trittbrettfahren erfolgversprechend begegnen kann. Die einfache Antwort ist: Es braucht Anreize, um auf das Trittbrettfahren zu verzichten.

Ein solcher Anreiz kann etwa darin bestehen, dass Staaten, die sich an Reduktionspläne halten, Handelsvorteile erhalten.

Der wesentliche Unterschied zu bestehenden Kooperationen wie etwa dem Kyoto-Protokoll und dem Pariser Klimaabkommen besteht darin, dass sich bei einer solchen sogenannten Club-Lösung Nichtmitglieder schlechter stellen. Klimaschutz wird in einem solchen System belohnt.

Fazit

Es ist möglich, den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen. Dafür müssen CO2-Emissionen (am besten weltweit) gekappt und bepreist werden. Wo dies bereits geschehen ist, können Wachstum und Rückgang von Treibhausgasemissionen zwei Seiten derselben Medaille sein. Außerdem sollte ein weltweites Club-Modell etabliert werden. Dies ist notwendig, um den Anreiz für mehr Klimaschutz zu stärken. Was im eigenen Interesse liegt, ist dann gleichzeitig gut für die Umwelt. So geht gute Ordnungspolitik.