Pressemeldungen
Wirtschaftsforscher fordern von G-20

Mehr Eigenkapital, bessere Aufsicht und keine nationalen Alleingänge

Köln - Ein Jahr nach dem internationalen Finanz-Crash kommen am Donnerstag die 20 größten Wirtschaftsnationen bereits zum dritten Mal zusammen. Welche Erwartungen verbinden führende Wirtschaftsforscher in Deutschland mit dem Weltfinanztreffen in Pittsburgh? Im ÖkonomenBlog der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) beziehen sie Stellung. 

21. September 2009

In einem Online-Spezial auf der Website werden bis Freitag die vollständigen Statements der Ökonomen zum G-20-Treffen veröffentlicht. Auszüge:

Prof. Dr. Andreas Freytag, Professor für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Schilller-Universität Jena: "Auf dem G-20-Gipfel sollte ein Moratorium für handelspolitische Maßnahmen vereinbart und ein Impuls für den überfälligen Abschluss der Doha-Runde gegeben werden. Die Welt braucht mehr, nicht weniger Arbeitsteilung!"

Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Direktor des Seminars für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre an der Universität zu Köln: "Amerikaner und Briten torpedieren die deutschen und französischen Bemühungen um eine Beschränkung der Bonuszahlungen und wollen stattdessen die Definition des haftenden Eigenkapitals enger fassen, wohl wissend, dass dies vor allem die deutschen Banken treffen wird. Ich erhoffe mir von dem G-20-Treffen in Pittsburgh, dass die Einsicht siegt, dass nationale Alleingänge keine dauerhafte Finanzmarktstabilität bringen können"

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW): "Erstens muss das Haftungsprinzip für Finanzprodukte durch Selbstbehaltregeln implementiert werden. Zweitens müssen die Eigenkapitalanforderungen verschärft werden, und zwar generell sowie besonders für große Banken. Drittens muss die nationale Finanzaufsicht schlagkräftig werden, was eine größere Unabhängigkeit und eine andere Kompetenzausstattung bedingt. Viertens müssen die Bilanzierungsregeln neu justiert werden. Kurz: mehr HGB, weniger fair value."

Dr. Oliver Knipping, Vorstandsvorsitzender des "Instituts für Unternehmerische Freiheit" in Berlin: "Ein stabiler und effizienter Finanzmarkt bedarf marktwirtschaftlicher Regelprozesse, statt Planwirtschaft und Interventionismus in Form von Staatsgarantien, Verstaatlichung und verschärfter Regulierung. Banken müssen für ihr Handeln einstehen - wie jeder Bürger und jedes andere Unternehmen auch."

Frank Schäffler, Mitglied des Deutschen Bundestages und Mitglied des Finanzausschusses: "Wir brauchen eine Diskussion über Ausstiegsszenarien aus den staatlichen Hilfen. Insbesondere auch die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken müssen zurückgefahren werden, um die zu erwartende Inflation einzudämmen. Leider ist zu erwarten, dass sich die Bundesregierung auf Nebenschauplätzen wie der Finanztransaktionssteuer verkämpft."

Prof. Dr. Ulrich van Suntum, geschäftsführender Direktor des Centrums für angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Münster (CAVM): "Notwendig sind schärfere internationale Regeln für das Anlageverhalten von Banken und für ihre Eigenkapitalausstattung. Wünschenswert wäre es auch, wenn man sich bei der Struktur der Manager-Boni auf gemeinsame Grundsätze einigen könnte."

Dr. Jürgen Matthes, Institut der deutschen Wirtschaft Köln: "Reformen der Bankenregulierung, der Rating-Agenturen oder der Managerentlohnung bringen einem einzelnen Land Nachteile. Deshalb ist es so wichtig, dass die G-20-Staaten dafür sorgen wollen, dass alle Länder an dem neuen Regulierungsrahmen beteiligt sind und sich in Zukunft nicht neue Schlupflöcher auftun."

Der ÖkonomenBlog ist ein Projekt der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). In ihm veröffentlichen renommierte Autoren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik kurze Beiträge zu aktuellen ökonomischen Fragestellungen. 

Pressekontakt

Marco Mendorf, Tel.: 0221 4981-433, mendorf@insm.de