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Wirtschaft beklagt Versäumnisse bei Integration von Migranten

Die deutsche Wirtschaft bemängelt Versäumnisse bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Das ergab eine repräsentative Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der WirtschaftsWoche. Befragt wurden 746 Unternehmen der Industrie und industrienaher Dienstleistungen.

14. November 2010

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Zwei Drittel der Unternehmen sind der Ansicht, die Politik habe eine bessere Integration von Migranten bisher versäumt. Aber auch bei den Migranten selbst vermisst rund die Hälfte der Unternehmen den nötigen Beitrag zu ihrer Integration. 22 Prozent der Unternehmen sind außerdem selbstkritisch der Meinung, dass sich die Wirtschaft ebenfalls Versäumnisse zuzuschreiben hat.

Welche Maßnahmen zur Integrationsförderung notwendig sind, wird von der deutschen Wirtschaft sehr unterschiedlich bewertet. Kurse zur Vermittlung grundlegender Deutschkenntnisse werden von drei Vierteln der befragten Unternehmen als die sinnvollste Integrationshilfe angesehen, gefolgt von berufsbezogenen Sprachkursen. Ebenfalls von einer Mehrheit der Unternehmen wird gefordert, die gesellschaftliche Teilhabe von Jugendlichen zum Beispiel in Vereinen zu unterstützen. 40 Prozent der Unternehmen wünschen sich eine zügige Anerkennung ausländischer Berufabschlüsse. Ein knappes Drittel spricht sich außerdem dafür aus, mehr Lehrer mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Eine Stärkung von Migrantenorganisationen als Akteure der Integrationsförderung halten nur rund 15 Prozent der Unternehmen für sinnvoll.

„Die deutsche Wirtschaft braucht dringend mehr qualifizierte Zuwanderer. Die Umfrage zeigt aber, dass es offenbar Versäumnisse bei der Integration solcher Arbeitskräfte gibt", erklärt INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Jetzt ist die Politik gefordert, die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Unternehmen eine Beschäftigung finden. Das kann nur durch bessere Schulbildung, Sprachförderung und berufliche Qualifikation gelingen“, fordert Pellengahr.

Nach eigenen Angaben beschäftigen die Hälfte der Industrieunternehmen und 38 Prozent der Dienstleister schon jetzt Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Unter den Großunternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz kommt schon heute fast keines mehr ohne solche Mitarbeiter aus. Die Arbeitsleistung der Migranten wird von 70 Prozent als gleich gut wie die von Beschäftigten ohne Migrationshintergrund bewertet, knapp 5 Prozent sehen bei ihnen sogar „deutlich bessere“ Leistungen, während rund 3 Prozent der befragten Unternehmen die Leistung der Migranten als „deutlich schlechter“ beurteilen. Laut Umfrage planen vorwiegend Großunternehmen, künftig mehr solcher Mitarbeiter einzustellen. So hat jedes fünfte Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz diese Absicht. Insgesamt planen jedoch nur 6 Prozent der befragten Unternehmen, bei der Personalplanung verstärkt auf Zuwanderer zu setzen.

Pressekontakt

Christoph Windscheif, Tel.: 030 27877-177, windscheif@insm.de