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HWWI-Studie Test

Fachkräftemangel: Mehr als 2 Millionen Talente ungenutzt

Das Arbeitskräfteangebot in Deutschland könnte um mehr als 2 Millionen Menschen erhöht werden. Das ist das Ergebnis der Studie „Ungenutzte Arbeitskräftepotentiale in Deutschland: Maßnahmen und Effekte“, die das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt hat. Werden die Potentiale seitens der Politik besser erkannt und gefördert, steigt die Chancengerechtigkeit für den Einzelnen in Form besserer beruflicher Aufstiegschancen und mehr sozialer Teilhabe.

4. Juni 2013

Kurzfassung der StudieGrafik: Ungenutzte Arbeitskräftepotentiale

Die Wissenschaftler des HWWI identifizieren sieben Personengruppen (Mütter, verheiratete Frauen, Ältere, Akademiker/innen, junge Menschen, Migranten, Langzeitarbeitslose), die die größten Potentiale bergen, und benennen zugleich Maßnahmen, die diesen Personen den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen würden. „Vorhandene Arbeitskräftepotentiale zu mobilisieren ist nicht nur ein Gebot der ökonomischen Vernunft – es ist vor allem auch politisches Pflichtprogramm für unsere Soziale Marktwirtschaft. Nur wenn sie vorhandene Talente punktgenau fördert und individuelle Lebenssituationen berücksichtigt, sorgt Politik glaubwürdig für mehr Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft.“ so Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM.

In der Studie wird gezeigt, dass schon allein der entschlossene Ausbau von frühkindlicher Betreuung und Ganztagsschulen, sowie die Reform des Renteneintrittsalters und altersgerechte Arbeitsplätze erhebliche Potentiale mobilisieren können. Rund 1,3 Millionen nicht berufstätigen Müttern sowie älteren Mitbürgern könnte mit diesen Maßnahmen der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Für weitere Personengruppen ergibt sich u.a.:

  • Migranten - Arbeitskräftepotential: 115.000. Empfohlene Maßnahmen: Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Nach- und Weiterqualifizierung, Vermittlung von berufsbezogenen Deutschkenntnissen und Arbeitserfahrungen
  • Akademiker - Arbeitskräftepotential 100.000. Empfohlene Maßnahmen: Ausbau des Studienförderungssystems, danach Einführung nachgelagerter Studiengebühren
  • Junge Menschen - Arbeitskräftepotential 88.000. Empfohlene Maßnahmen: Unterstützung schwacher Schüler bei der Berufswahl, gezielte Förderung beruflicher Weiterbildung für Niedrigqualifizierte in den Unternehmen
  • Langzeiterwerbslose - Arbeitskräftepotential 300.000. Empfohlene Maßnahmen: Brücken-funktion von Zeitarbeit und geringfügiger Beschäftigung stärken, Erschließung von Berufsfeldern mit hoher Arbeitskräftenachfrage
Aktivierbare Arbeitskräftepotenziale Die größten aktivierbaren Arbeitskräftepotentiale bestehen unter Müttern und Älteren: 1,317 Millionen der insgesamt 2,170 Millionen entstammen diesen beiden Personengruppen.

„Politische Versäumnisse und gesetzliche Hürden halten über zwei Millionen Menschen vom Arbeitsmarkt fern. Dies kann sich Deutschland nicht länger leisten: Das Heben der ungenutzten Potenziale ist eine einfache, schnelle, billige und für alle Beteiligten effektive Hilfe im Kampf gegen den Fachkräftemangel“, sagt Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Direktor des HWWI. „Durch die Aktivierung der ungenutzten Talente kann Deutschland die demographischen Herausforderungen leichter und nachhaltiger bewältigen“, fügt Dr. Christina Boll, Forschungsdirektorin des HWWI und Studienleiterin, hinzu.

Pressekontakt

Pressesprecher INSM: Florian von Hennet, Tel. 030 27877-174; hennet@insm.de