Eine gezielte frühkindliche Förderung kann lange vor der Einschulung dazu beitragen, Defizite von Kindern zu erkennen und auszugleichen, um somit für gleiche Startbedingungen und anhaltenden Bildungserfolg zu sorgen. Denn mehr als 50.000 Jugendliche verlassen in Deutschland jährlich die Schule ohne Abschluss. Eine viel zu hohe Zahl angesichts der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels, der jetzt schon viele Branchen empfindlich trifft.
29. Juli 2013„Mit der frühkindlichen Bildung steigen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich, denn die Probleme beginnen häufig am Anfang einer Bildungskarriere“, sagt Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). „Deshalb muss der Staat seine Investitionen viel stärker in die vorschulische Bildung verlagern“, so Pellengahr weiter.
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (BI) hat im Auftrag der INSM ein Diskussionspapier zur frühkindlichen Förderung erstellt und darin vier entscheidende Handlungsfelder identifiziert:
Die Wahrscheinlichkeit, dass es Kinder aus einem sozial schwächeren Umfeld später auf ein Gymnasium schaffen, erhöht sich durch den Krippenbesuch um zwei Drittel. Von besserer Bildung profitiert nicht nur der Einzelne: Geringere Transferleistungen, höhere Sozialversicherungsbeiträge und zusätzliche Steuerzahlungen im späteren Erwerbsleben führen dazu, dass der Staat die investierten Gelder fast dreifach zurückbekommt.
Die bestehenden Angebote an Kindertagesbetreuung erreichen häufig gerade jene Kinder nicht, die am stärksten von ihnen profitieren könnten: Zu ihnen zählen vor allem Kinder mit sprachlichen Defiziten. Die Betreuungsquote der unter Dreijährigen mit Migrationshintergrund liegt bei gerade einmal 16 Prozent und damit deutlich unter dem Anteil von 33 Prozent ihrer deutschstämmigen Altersgenossen.
Für diese zentralen Aufgaben im deutschen Bildungssystem wird zukünftig noch mehr qualifiziertes Personal benötigt – der ab August geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige wird den Personalmangel noch verstärken.
„Initiativen wie die der Bundesagentur für Arbeit, eilig 5.000 Arbeitssuchende umzuschulen, werden dabei den Anforderungen dieses Berufs nicht gerecht“, sagt Dr. Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. „Um das Qualifikationsniveau des Kita-Personals zu halten oder gar zu verbessern, müssen mehr junge Menschen für eine Erzieherausbildung oder ein entsprechendes Studium gewonnen werden.“ Zusätzliches Potential liege dabei auch im hohen Anteil von Teilzeitbeschäftigten. Würden mehr Vollzeitstellen geschaffen, könne dies den Bedarf an zusätzlichem Personal mindern.
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