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INSM-Bildungsmonitor Spezial: Schulöffnung

Coronabedingte Bildungsdefizite aufdecken und beheben

Einer zügigen und verantwortungsvollen Rückkehr in den Präsenzunterricht muss eine möglichst umfassende bundesweite Lernstandserhebung folgen. Andernfalls werden vorhandene Bildungslücken nicht, oder nicht rechtzeitig erkannt. Nur bekannte und dokumentierte Defizite können ausreichend gezielt, schnell und nachhaltig behoben werden.

10. März 2021

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In einem INSM-Bildungsmonitor Themenspezial des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur „Schulischen Bildung in Zeiten der Corona-Krise“ kommen Dr. Christina Anger und Prof. Dr. Axel Plünnecke zu zwei zentralen Empfehlungen: Messen und Fördern. Nach Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts sollten schnellstmöglich Lernstandserhebungen in möglichst vielen Klassenstufen durchgeführt werden. So könne ein Überblick gewonnen werden, wie groß die Lernlücken ausfallen und welche Kinder besonderen Nachholbedarf haben. Als Vorlage für solche Lernstandserhebungen empfiehlt die IW-Studie das Programm „Kompetenzen ermitteln“ (KERMIT) aus Hamburg. Auf der Basis solcher Ergebnisse könnten zusätzliche Lernangebote passgenauer vorbereitet werden. Diese Lernangebote sollten durch zusätzliche Unterstützung durch Lehrmaterialien oder zusätzlichen Förderunterricht am Nachmittag, an Samstagen und in den Schulferien erfolgen. Für diese Angebote werden hohe Kosten entstehen, die jedoch geringer seien als die Folgekosten mangelnder Bildung. Wie hoch die Kosten für entsprechende Fördermaßnahmen sein werden, kann augenblicklich nur grob kalkuliert werden, da noch kein umfassender Überblick über die tatsächlichen Lernrückstände der Schüler vorliegt. Das IW schätzt, dass für alle Schüler mit größeren Lernrückständen durch entsprechende Fördermaßnahmen ungefähr Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro anfallen.

Der Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), Hubertus Pellengahr, fordert die bildungsverantwortlichen Politikerinnen und Politiker in Bund und Ländern auf, sich auf möglichst einheitliche und vergleichbare Lernstandserhebungen zu einigen und die Voraussetzungen für verstärkten Förderunterricht zu schaffen.

„Der bildungspolitische Blindflug muss so schnell wie möglich beendet werden. So wichtig wie die Schnelltests bei der Rückkehr zu einem sicheren Präsenzunterricht sind, so wichtig sind Lernstandserhebungen bei der Schließung von Bildungslücken. Wer sich jetzt nicht schnell und umfassend einen Überblick über die vorhandenen Bildungslücken verschafft, kann diese auch nicht schnell, zielgenau und umfassend schließen. Das schadet vor allem den Kindern, die es ohnehin schwer haben und deren Eltern nicht als Hilfslehrer einspringen konnten. Wer es mit der Chancengerechtigkeit ernst meint, muss entstandene Bildungsdefizite transparent aufdecken und dann entschlossen beheben. Wer einfach das Sitzenbleiben erleichtert, meint es mit der Chancengerechtigkeit offensichtlich nicht ganz so ernst. Dieser bildungspolitische Offenbarungseid wäre besser in der Schublade geblieben.“