Werkverträge und Zeitarbeit
Interview mit Martin Hoffmann

"Ohne Zeitarbeit müssten wir Aufträge ablehnen"

Die Bartz-Werke GmbH ist auf spezialisierte, gut ausgebildete und flexible Zeitarbeiter angewiesen. "Bei einer weiteren Verschärfung der Instrumente der Zeitarbeit würden weitere Unternehmen die Fertigung ins Ausland verlagern", sagt Geschäftsführer Martin Hoffmann.

3. Dezember 2015

Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Die Bartz-Werke GmbH ist ein Industriebetrieb mit über einhundertjähriger Erfahrung. Wir beschäftigen uns mit der Herstellung und dem Vertrieb von Eisengussteilen, lasergeschweißten Edelstahlrohren und heiztechnischen Geräten.


Warum setzen Sie auf Zeitarbeitnehmer?

Unsere Auftragseingänge können je nach Konjunktur in einem erheblichen Maße schwanken, so dass die benötigten Kapazitäten durch Mehrarbeit der Stammbelegschaft oft nicht erreicht werden kann. In solchen Phasen beschäftigen wir Zeitarbeitnehmer, um die von Kunden geforderten Liefertermine erreichen zu können. Zudem sind Zeitarbeitnehmer meist auf komplexe und körperlich schwere Arbeiten spezialisiert, die von ungeübten neuen Mitarbeitern erst nach einer monatelangen Einarbeitung korrekt ausgeführt werden könnten. Beispielhaft sei hier das Schleifen und Verputzen von Eisengussteilen genannt. Eine derart lange Einarbeitungsphase können wir uns aber bei kurzfristigen Auftragsspitzen nicht leisten; es dauert einfach zu lange. Wenn also absehbar ist, dass das Auftragsniveau mittelfristig wieder absinkt, sind meist Zeitarbeitnehmer zur Kapazitätserhöhung die sinnvollste Lösung. Alternativ müssten wir diese Aufträge ablehnen, da wir die Liefertermine nicht wirtschaftlich realisieren könnten.


Wie arbeiten Zeitarbeitnehmer und Stammbelegschaft zusammen?

Zeitarbeitnehmer arbeiten parallel mit der Stammbelegschaft und sind dabei im Betrieb vollständig integriert. Die Zusammenarbeit verläuft reibungslos. Unsere Zeitarbeitnehmer werden bei uns in der Regel für drei bis sechs Monate beschäftigt, maximal für ein Jahr. Durch den Einsatz von Zeitarbeitnehmern ist es uns gelungen unsere Stammbelegschaft voll zu erhalten. Bei uns werden sowohl Stammbelegschaft als auch Zeitarbeitnehmer nach Tarif bezahlt.


Wie würde es sich auswirken, wenn es neue Kriterienkataloge und eine Ausweitung der Mitbestimmungskriterien geben würde?

Zeitarbeiter sind ein wichtiger Bestandteil unserer Wettbewerbsfähigkeit. Alternativ müssten wir bei Auftragsspitzen eigenes geeignetes Personal aufbauen, was jedoch nicht kurzfristig verfügbar ist und nach kurzer Zeit wieder entlassen werden müsste. Dies wäre sicherlich für diese Mitarbeiter nicht wünschenswert. Außerdem: Die deutsche Industrie ist bereits stark reglementiert und hat durch hohe Personal-, Umwelt-, und Energiekosten im internationalen Wettbewerb massive Nachteile. Dies ist für arbeitsintensive Industrien, wie es die Gießereiindustrie ist, existenzbedrohend. Bei einer weiteren Verschärfung der Instrumente der Zeitarbeit würde die Wettbewerbsfähigkeit in der Industrie weiter belastet werden, wodurch weitere Unternehmen die Fertigung von Deutschland ins Ausland verlagern würden. Ich hoffe deshalb, dass sich die Bundesregierung besinnt und vorhandene Regelungen nicht noch weiter verschärft.

 

Martin Hofmann ist Geschäftsführer der BARTZ-WERKE GmbH. Durch ihre Gründung im Jahre 1897 und eine über 100-jährige Erfahrung als industrieller Produzent, entwickelten sich die Bartz-Werke von einer Herd- und Ofenfabrik zu einem leistungsfähigen Zulieferer von Gussteilen für eine Vielzahl von Maschinenbau-Unternehmen mit Weltruf. Im Unternehmen sind ca. 200 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz beträgt ca. 30 Millionen Euro.