Große Aufgaben
Digitalisierung

11 Fakten zu Arbeit 4.0

Wie verändert die Digitalisierung unsere Arbeitswelt? Und welche Voraussetzungen brauchen wir, um die großen Chancen des technischen Fortschritts bestmöglich zu nutzen? Elf Fakten zu Arbeit 4.0.

7. Juni 2016

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Einführung

Die Arbeitswelt steht vor großen Chancen.

Die Digitalisierung ist längst in der Arbeitswelt angekommen. Elektronische Helfer oder virtuelle Konferenzen sind Alltag in vielen deutschen Unternehmen. In naher Zukunft wird die Digitalisierung die allermeisten Arbeitsbereiche beeinflussen.

Arbeit 4.0 hat dabei viele Vorteile: Wo Arbeits­prozesse digitalisiert werden, gewinnen wir neue Freiräume. Viele arbeiten bereits unabhängig von festen Arbeitsplätzen und -zeiten. Das hilft, Familie und Beruf zu vereinbaren. Arbeit wird außerdem vielfältiger, wenn Routineaufgaben automatisiert erledigt werden. Und sie wird körperlich leichter – ein wichtiger Aspekt im demografischen Wandel.

Oft wird allerdings weniger nach den Chancen, sondern danach gefragt, ob die Maschinen den Menschen ihre Arbeit wegnehmen. Dabei haben Maschinen und Menschen völlig unterschiedliche Stärken. Selbst ein Supercomputer wird nie die Kreativität, Sozialkompetenz und Emotionalität eines Grundschülers erreichen. Allerdings brauchen die Menschen bessere Qualifizierung, um komplexer werdende Aufgaben zu erfüllen.

Auch die technischen Bedingungen müssen mit der Digitalisierung Schritt halten, damit die deutsche Wirtschaft nicht den Anschluss verliert. Beim Ausbau der digitalen Infrastruktur bleibt noch viel zu tun.

Diese Faktensammlung zeigt, wie die Digitalisierung unsere Arbeitsqualität schon heute verbessert und welche Voraussetzungen es braucht, damit Arbeit 4.0 höhere Arbeitsqualität für alle bedeutet.

 

Die Digitalisierung hat längst begonnen

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Die Digitalisierung findet nicht erst in der Zukunft statt. Etwa jedes fünfte Unternehmen hat laut einer Umfrage von Pricewaterhouse Coopers bereits Schlüsselprozesse entlang der Wertschöpfungskette digitalisiert.

Die Digitalisierung betrifft dabei die allermeisten Arbeitsbereiche: Im Schnitt arbeiten knapp sechs von zehn Industriebeschäftigten an einem Arbeitsplatz mit Internetzugang, in stark digitalisierten Betrieben sogar drei von vier. Die Zahl der Beschäftigten, die zumindest gelegentlich mit einem Computer arbeiten, liegt mit mehr als acht von zehn noch darüber.

Quelle zur Grafik: Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 2016

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Fortschritt erhöht die Beschäftigung

Eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit zeigt, dass die zunehmende Nutzung von Robotern sich in 17 Ländern zwischen 1993 und 2007 positiv auf die Arbeitsproduktivität und das Wirtschaftswachstum ausgewirkt hat, ohne die Gesamtzahl der Arbeitsstunden zu reduzieren.

Gleichzeitig bedeutet Digitalisierung neue Jobs. Die IT- und Telekommunikationsunternehmen in Deutschland haben innerhalb von fünf Jahren 125.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und sind laut Digitalverband Bitkom mit knapp 1 Million Arbeitsplätzen der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Nach einer Prognose der Boston Consulting Group wird die Digitalisierung bis 2025 in der gesamten deutschen Industrie 390.000 neue Stellen schaffen.

Bessere Bildung wird immer wichtiger

In Zukunft werden noch mehr Fachkräfte gebraucht. Mehr als 44 Prozent der stark digitalisierten Unternehmen sehen für die Jahre bis 2019 beispielsweise einen erhöhten Personalbedarf an Mitarbeitern mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss. Nur wenige – zwischen 1 und 7 Prozent – sehen einen sinkenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Der zusätzliche Bedarf an An- und Ungelernten wird sich künftig vergleichsweise gering erhöhen.

Arbeit wird flexibler

*Vernetzte Arbeit beinhaltet zu einem wesentlichen Teil Interaktion zwischen Personen durch soziale Netzwerke, den Datenaustausch über die Cloud oder das Internet allgemein.

Die Digitalisierung erleichtert die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit. Bei einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom unter 1.500 Geschäftsführern und Personalleitern von Unternehmen ging jeder Vierte davon aus, dass der klassische Büroarbeitsplatz mit Anwesenheitspflicht künftig an Bedeutung verliert. Fast jeder Dritte erwartet, dass das Home-Office wichtiger wird.

Über Cloud-Computing etwa lässt sich flexibel von verschiedenen Geräten und Orten auf Daten zugreifen. Diese Technologie bietet enorme Chancen: Schätzungen zufolge sollen in der EU in den kommenden vier Jahren insgesamt bis zu 250 Milliarden Euro zusätzliche Wertschöpfung und 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen.

Für die eigentliche Arbeit bleibt mehr Zeit

*Gefragt wurde nach digitalen Informations- oder Kommunikationstechnologien wie Computer, Internet, Laptop, Tablet oder Smartphone.

Digitale Instrumente geben Beschäftigten die Möglichkeit, sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Nicht nur Zeit für Dienstreisen und Konferenzen kann eingespart werden. Auch bei wiederkehrenden Abläufen in Produktion, Beschaffung und Vertrieb trägt die elektronische Datenübertragung in standardisierten Formaten zu Effizienzgewinnen bei.

Das hat Folgen für die Produktivität der deutschen Wirtschaft: Die DZ Bank etwa geht davon aus, dass sie bis 2025 um fast 12 Prozent steigen wird. Dazu passt, dass 56 Prozent der Beschäftigten laut Bundesarbeitsministerium ihre Arbeit dank der technologischen Neuerungen bereits heute als produktiver wahrnehmen.

Kein Trend zum Crowdworking in Sicht

*Informations- und Kommunikationstechnik

Die Möglichkeit, über Crowdworking-Plattformen externes Know-how einkaufen zu können, wird oft damit gleichgesetzt, dass Unternehmen Stammpersonal ersetzen oder Arbeitsstandards umgehen. In der Realität ist Crowdworking selbst in der Informationswirtschaft wenig verbreitet: In einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung gaben nur 4,2 Prozent an, Crowdworking-Plattformen zu nutzen oder nutzen zu wollen. Fast 45 Prozent ist das Konzept noch gänzlich unbekannt.

Knapp acht von zehn halten die Arbeitsinhalte für eine Fremdvergabe über eine Plattform für ungeeignet. Die Hälfte fürchtet Qualitätsprobleme, etwas weniger sehen juristische Unsicherheiten und das Risiko, dass sensibles Wissen nach außen dringt.

Soziale Kompetenzen werden wichtiger

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Im digitalen Wandel steigen die Anforderungen an die sozialen Kompetenzen der Mitarbeiter. Für die flexible Arbeitsorganisation, die Arbeit in virtuellen Teams und dezentrale Entscheidungsstrukturen braucht es Mitarbeiter mit hoher Kooperationsbereitschaft, ausgeprägter Kommunikationsstärke sowie der Fähigkeit und der Bereitschaft, sich und die eigene Arbeit eigenständig zu organisieren.

Eine zunehmende Bedeutung dieser Kompetenzen erwarten selbst sieben von zehn der Unternehmen, die sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Arbeitswelt noch relativ zurückhaltend zeigen. Unter den stark digitalisierten Betrieben sind es mehr als acht von zehn.

Die Mehrheit hat keine Angst vor Digitalisierung

In einer aktuellen Allensbach-Umfrage unter Berufstätigen geben 54 Prozent an, dass die Digitalisierung ihnen persönlich bisher vor allem berufliche Vorteile bringt. Nur 9 Prozent sagen, dass die Nachteile überwiegen.

Den zukünftigen beruflichen Herausforderungen, die durch die Digitalisierung zu erwarten sind, sieht sich eine klare Mehrheit von 75 Prozent gewachsen. Dementsprechend macht sich nicht einmal jeder Zehnte Sorgen, dass er seinen Arbeitsplatz aufgrund der technologischen Entwicklungen verlieren könnte.

Digitalisierung erleichtert längeres Arbeiten

*Gefragt wurde nach digitalen Informations- oder Kommunikationstechnologien wie Computer, Internet, Laptop, Tablet oder Smartphone.

Unsere Bevölkerung wird immer älter. Bereits 2020 werden nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes rund 40 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter 50 Jahre und älter sein.

Intelligente Assistenzsysteme wie Lasten- und Serviceroboter können ihnen die Arbeit erleichtern, indem sie schwere körperliche Arbeiten übernehmen. Dies schont die Gesundheit der Arbeitnehmer und dient somit der Fachkräftesicherung. Ältere Arbeitnehmer haben so die Möglichkeit, länger im Berufsleben zu bleiben und ihr Fachwissen an jüngere Kollegen weiterzugeben. Dies reduziert die Belastungen des Sozialsystems durch den demografischen Wandel.

Arbeiten wird sicherer

Die Zahl der Arbeitsunfälle nimmt in Deutschland immer weiter ab. Von 1960 bis 2014 sank sie um fast 80 Prozent. Prognosen gehen von einem weiteren Absinken aus. Eine rückläufige Entwicklung ist auch in Zukunft für Beeinträchtigungen durch schwere körperliche Arbeit zu erwarten.

Neben strengeren Arbeitsschutzmaßnahmen ist dies auch der Digitalisierung zu verdanken. Denn sicherere Maschinen, automatisierte Produktionsabläufe und der verstärkte Einsatz von Robotern für gefährliche Arbeiten senken die Risiken in Fabriken und erleichtern viele Arbeitsprozesse.

Breitbandausbau muss vorangetrieben werden

Damit Unternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung ausschöpfen können, benötigen sie leistungsstarke Internetverbindungen. In einer Umfrage des Technologieverbands VDE bemängeln 50 Prozent der Verbandsunternehmen eine unzureichende Infrastruktur in der Informations- und Kommunikationstechnik. Tatsächlich betrug die Übertragungsgeschwindigkeit der Internetanschlüsse in Deutschland Ende 2015 im Durchschnitt 12,9 Mbit/s. Damit liegt Deutschland international weit zurück.

Der Bedarf wird weiter steigen: Studien zufolge werden im Jahr 2025 Nutzer mit hohen Breitbandansprüchen einen durchschnittlichen Bedarf von 350 Mbit/s haben. Selbst Wenig-Nutzer brauchen demnach 60 Mbit/s.


 

Ausgewählte Quellen

Arbeitswelt der Zukunft
IfD-Archiv-Nr. 11055 GEW, Institut für Demoskopie Allensbach 
April 2016

Beschäftigungseffekte der Digitalisierung
Andrea Hammermann, Oliver Stettes: Institut der deutschen Wirtschaft Köln 
September 2015

Digitalisierung am Arbeitsplatz 
Bundesministerium für Arbeit und Soziales 
Januar 2016

Crowdworking noch weitgehend unbekannt 
ZEW Branchenreport Informationswirtschaft, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH 
Januar 2015

Qualifikationsbedarf und Qualifizierung – Anforderungen im Zeichen  der Digitalisierung 

Andrea Hammermann, Oliver Stettes: Institut der deutschen Wirtschaft Köln 
Januar 2016