Die aktuellen Rentenpläne der Bundesregierung sind ungerecht, so Prof. Axel Börsch-Supan vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik im Rahmen einer INSM-Veranstaltung. Mütterrente, Lebensleistungsrente und die Rente mit 63 sollen vor Altersarmut schützen und für mehr soziale Sicherheit sorgen. In Wirklichkeit belasten sie Geringverdiener und die junge Generation.
28. Januar 2014
Die Beschlüsse der neuen Großen Koalition haben zwar den Anspruch das Altersversorgungssystem gerechter zu gestalten, leider wird genau das Gegenteil bewirkt. Die Wohltaten kommen der älteren Generation zugute, während es die zukünftigen Beitragszahler finanzieren müssen, die ohnehin durch den demographischen Wandel gebeutelt werden. Auch den von Altersarmut Bedrohten wird nicht wie versprochen geholfen, weil die Rentenreformpläne zum Großteil der Mittelschicht zugutekommen werden.
Durch die Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors und der Rente mit 67 war Deutschland insgesamt auf gutem Wege und unser Altersversorgungssystem weitestgehend demografiefest. Leider gerät diese weitsichtige und erfolgreiche Rentenpolitik der letzten zwei Dekaden durch die Beschlüsse der Großen Koalition in Gefahr. Sie konzentrieren sich darauf, den mehrheitlich bereits gut dastehenden, sozialversicherungspflichtig Beschäftigten eine weiter verbesserte Rente zu liefern und ignorieren dabei komplett den demographischen Wandel. Eine nachhaltige Rentenpolitik sieht anders aus. Man kann der neuen Regierung nur wünschen, dass sie zur Weitsicht der rot-grünen und der ersten großen Koalition Merkel zurückfindet.
Eine abschlagsfreie Rente mit 63 bedeutet auch zuschlagsfrei, d.h. für die, die länger arbeiten wollen, gibt es keine höhere Rente pro Entgeltpunkt mehr. Alle, die zur Rente mit 63 berechtigt sind, werden diese daher auch nehmen. Das mag angehen für die ca. 5% der Arbeitnehmer, die 45 Jahre harte Arbeit auf dem Buckel haben. Die Anrechnung von Arbeitslosen- und Erziehungszeiten würde den Anteil der berechtigten Versicherten auf etwa 17 Prozent erhöhen. Hier muss die neue Regierung wieder auf einen demografiefesten Kurs zurückfinden. Die monetären und psychologischen Kosten des Signals Rente mit 63 sind desaströs.
Dank der Agenda-Reformen konnte die Beschäftigung von Menschen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren massiv gesteigert werden. Die Rente mit 63 wird diesen Trend wieder umkehren und den Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt massiv verstärken. Für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wird die 63er Rente ein großes Problem darstellen.
Mein Vorschlag ist eine Aufteilungsregel, nach der drei gewonnene Lebensjahre zwei Jahre mehr Arbeit und ein Jahr mehr Rentenbezug bedeuten. Wir brauchen ebenso einen Nachhaltigkeitsfaktor, der Beitragssatz und Rentenniveau an den Altersquotienten anpasst, und dieser darf nicht andauernd so ausgesetzt werden, dass er den „generationengerechten“ Kompromiss wieder aushebelt.