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Kleine Geschichte der Staatsverschuldung

Die Deutsche Staatsverschuldung

Die Staatsverschuldung wird zunehmend zu einer Hypothek auf die Zukunft. In diesem Jahr hat die Pro-Kopf-Verschuldung jedes Deutschen die Marke von 20.000 Euro überschritten, Tendenz weiter steigend. Historisch betrachtet wird der Schuldenberg nicht nur immer höher, sondern er wächst auch immer schneller. 

4. Juni 2010

1740 - 1786

Friedrich der Große von Preußen erkennt als einer der ersten Staatsführer die Notwendigkeit, den Staatshaushalt zu konsolidieren. Während andere europäische Länder seiner Epoche immense Schulden machen, vor allem um diverse Kriege zu finanzieren, häuft Friedrich der Große im Laufe seiner Regentschaft einen Staatsschatz in Höhe von 51 Millionen Talern an – für damalige Verhältnisse eine exorbitante Summe. 

1871 - 1914

Vor Beginn des ersten Weltkriegs erlebt das Deutsche Reich eine Phase vorübergehender Schuldenfreiheit. Diese Periode wird jedoch erst mit Hilfe französischer Kriegsentschädigungen möglich – die Spareinlagen der deutschen Bevölkerung allein reichen bereits damals nicht aus, um einen zumindest ausgeglichenen Staatshaushalt sicherzustellen. 

1914 - 1923

In der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg hat das Deutsche Reich Verbindlichkeiten von rund 5 Mrd. Mark. Um die Rüstungsausgaben bewältigen zu können, werden kurzerhand 47 Mrd. Mark neues Geld gedruckt, zudem veräußert Deutschland Anleihen im Wert von 100 Mrd. Mark. Die Quittung für diese nicht nur aus heutiger Sicht desaströsen Geldpolitik folgt 1923: Dann steckt Deutschland in einer ungebremsten Hyperinflation - ein Brot kostet teilweise bis zu 470 Milliarden Mark. Erst durch die Währungsreform desselben Jahres kann die Geldentwertung gestoppt werden. Der Staat befreit sich dadurch zwar von allen Schulden, jedoch auf Kosten der Sparer, Rentner und Kleinunternehmer, die dadurch ihr gesamtes Vermögen verlieren. 

1923 - 1933

Um den Geldwert stabil zu halten und die Neuverschuldung einzudämmen, senkt Deutschland ab 1923 seine Staatsausgaben. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 erweist sich diese Politik als zunehmend ungeeignet, um der steigenden Arbeitslosigkeit im Lande zu begegnen und die lahmende Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Historiker machen die Wirtschaftspolitik in der Weimarer Republik für den Aufstieg der nationalsozialistischen Partei in dieser Periode verantwortlich. 

1933 - 1948

Eine der ersten Maßnahmen der Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme besteht in der drastischen Erhöhung der Staatsausgaben. Zum einen soll auf diese Art die Arbeitslosigkeit eingedämmt werden, zum anderen soll auf diese Art die militärische Aufrüstung finanziert werden. Nach dem Krieg ist deutsches Geld erneut wertlos und einmal mehr zahlen die Bürger die Zeche. 1948 kommt es zum zweiten Mal innerhalb eines Vierteljahrhunderts zu einer Währungsreform: Die Bundesrepublik Deutschland erhält die D-Mark. 

1948 - 1973

Nach 1948 konnte sich Deutschland durch die Währungsreform von den Altschulden aus der Weltkriegszeit befreien. Danach lag die Schuldenquote in den fünfziger und sechziger Jahren bei rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – aus heutiger Perspektive alles andere als eine besorgniserregende Quote. 

1973 bis 1983

1973 werden aufgrund der ersten Ölkrise auch andere wichtige Rohstoffe schlagartig teurer. Die Folge: Kaufkraftverlust und Nachkriegsrekordinflation. Bis Ende der 70er Jahre erreicht Deutschland ein Staatsdefizit von rund 30 Prozent. Auch die zweite Ölkrise trifft Deutschland 1982/83 ins Mark. Die erneute Ölpreisexplosion und eine Haushaltskrise drücken das Wirtschaftswachstum schon 1981 auf praktisch Null - 1982 sogar auf etwa minus ein Prozent. Gegenmaßnahmen erweisen sich als kontraproduktiv, da die nötige Konjunkturspritze erneut auf Pump erfolgt und die Staatsverschuldung weiter anwachsen lässt. Mitte der 80er Jahre beträgt sie schon deutlich mehr als 30 Prozent. 

Ab 1990

Kurze Zeit nach der deutschen Vereinigung hat der Gesamtschuldenstand von Bund, Länder und Gemeinden bereits einen Wert von 42 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. Weitere 10 Jahre später – im Jahr 2000 – waren es schon 58 Prozent und nun, zum Teil bedingt durch die Auswirkungen der anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise, beträgt der Gesamtschuldenstand der öffentlichen Haushalte 73,1 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). 

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2010

In absoluten Zahlen ausgedrückt sitzt Deutschland damit heute auf einem Schuldenberg von 1,8 Billionen Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt derzeit mehr als 20 000 Euro. Zum Vergleich: Im Jahre 1950 lag dieser Wert noch bei 190 Euro – das entspricht einem Zuwachs von mehr als 11.500 Prozent.