Die Menschen
Erfolg braucht Neugier …

Wim Abbing

Lesen Sie den Wim Abbing Artikel „Erfolg braucht Neugier und Tatendrang“ in „Das Deutschland-Prinzip“.

14. Juli 2015

Dieser Beitrag erscheint im Original im Buch „Das Deutschland-Prinzip“. Im Buch erörtern 175 prominente Gastautoren Ihre Standpunkte darüber, was  Deutschland stark macht.
Lesen Sie hier eine Auswahl der Beiträge.

 

Unternehmer müssen etwas unternehmen

Wie gehen die Geschäfte?“ Das ist die Frage, die mir mit Abstand am häufigsten gestellt wird, wenn ich Menschen begegne. Die Antwort fällt je nach (kurzfristiger) Konjunktur oder Stimmungslage mal länger, mal kürzer aus. Aber immer scheint sie auf ein wirkliches Interesse zu stoßen.

Wir sind eine Exportnation. Das Gütesiegel „Made in Germany“ ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist hart erarbeitet. Nicht nur von den Unternehmens- und Konzernlenkern in den Chefetagen, sondern insbesondere von vielen Kolleginnen und Kollegen auf allen Ebenen der Unternehmen. Die Generationen vor uns haben unter zum Teil äußerst schwierigen Bedingungen ihre Ziele verfolgt und ihr Leben gemeistert. Heute aber genießen wir einen Lebensstandard, der nur noch wenige Wünsche offenlässt. Offensichtlich leiden mit abnehmendem Drang nach Verbesserungen im Lebensstandard die Kreativität und der ökonomische Veränderungswille. Denn nichts treibt so stark einen Veränderungsprozess an wie die Aussicht auf Verbesserungen – wie immer man das „Besser“ auch definieren mag.

Aktuell scheint mir der Wunsch nach Veränderungen im Arbeitsleben zu stark sozialpolitisch motiviert zu sein. Auf Landes und Bundesebene wird fleißig an Konzepten gebastelt, die gefühlte Ungerechtigkeiten im Arbeitsleben reduzieren sollen. Im Ergebnis verkomplizieren und verteuern sie aber die in unserem Land geleistete Arbeit und schwächen somit unsere Position im weltweiten ökonomischen System. Wirtschaftlicher Erfolg ist bei weitem kein Selbstläufer, sondern Ergebnis klugen Handelns. Er sichert Arbeitsplätze, Lohnsteigerungen und gute Arbeitsbedingungen.

Ein Familienunternehmen in der vierten Generation spiegelt nahezu 150 Jahre Wirtschaftsgeschichte mit allen Höhen und Tiefen. Rückblickend gewinnt man eine gewisse Gelassenheit zu den Themen, die uns aktuell in Wallung versetzen. Mit Demut gegenüber den Leistungen unserer Vorgänger macht man sich jeden Tag aufs Neue bewusst, was es heißt, ein solches Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben. Dies ist ein auf Nachhaltigkeit angelegtes System, lange bevor das Wort „nachhaltig“ inflationär wurde.

Die Geschichte unserer Unternehmen lehrt uns aber auch, dass es gerade auch Unternehmer waren, die in den vergangenen Jahrzehnten die Geschicke unserer Gemeinden und Gemeinwesen maßgeblich mitgestaltet haben. Heute erleben wir aber in der Unternehmerschaft ein schwindendes Gemeinschaftsgefühl. Es fehlt die klare Erkenntnis, dass es gut und richtig ist, Steuern zu zahlen, um unser Sozialwesen aufrechtzuerhalten. Ein Bekenntnis der politisch Handelnden, das ihnen anvertraute Geld zum Wohle aller zu verwenden. Und der Wille aller wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch Aktiven, dieses Land gemeinsam zu gestalten.

Die Geschäfte gehen gut, aber …“ – wir dürfen uns in einer Phase des anhaltenden Erfolgs nicht satt zurücklehnen, sondern müssen neugierig bleiben und dürfen den Mut zu ständiger Veränderung nicht verlieren. So können und werden wir unser Land und unsere Unternehmen mit gutem Gewissen an die nächsten Generationen weiterreichen.