Die Menschen
Deutschland – das Land ...

Lothar Landau

Lesen Sie den Lothar Landau Artikel „Deutschland – das Land der tausend Weltmarktführer“ in „Das Deutschland-Prinzip“.

3. August 2015

Dieser Beitrag erscheint im Original im Buch „Das Deutschland-Prinzip“. Im Buch erörtern 175 prominente Gastautoren Ihre Standpunkte darüber, was  Deutschland stark macht.
Lesen Sie hier eine Auswahl der Beiträge.

 

Deutschland – das Land der tausend Weltmarktführer

Griechischer Wein war in der gesamten Ägäis zur Zeit des antiken Griechenlands ein hochwertiges Handelsgut. Hergestellt mit neuester Kellereitechnik und in Amphoren gefüllt, brachte der Retsina Wohlstand für die griechischen Stadtrepubliken, die Wiege unserer abendländischen Kultur. Heute kann Griechenland kein einziges Wirtschaftsgut oder Unternehmen vorweisen, das Weltgeltung hat. Eine Volkswirtschaft hat jedoch gravierende wirtschaftliche und damit auch gesellschaftliche Probleme, wenn sie nicht über exportfähige Produkte verfügt. Diese Situation lässt sich durch Kredite nicht so einfach wegfinanzieren.

Deutschland ist eine führende Export-Nation. Hier hergestellte Produkte tragen klangvolle Namen wie: Volkswagen, Mercedes, Siemens, Bosch, BASF, Allianz, SAP, Deutsche Bank, Lufthansa und sind ein Indikator für die Wirtschaftsstärke. Viel wichtiger jedoch ist, dass wir nicht nur über solche „Leuchttürme“ verfügen, sondern einen stark unternehmerisch geprägten Mittelstand vorweisen können, der bei aller Internationalität regional gut verankert und breit aufgestellt ist. So können wir rund 1000 eher unbekannte Unternehmen aufweisen, sogenannte Hidden Champions, die Weltmarktführer sind. Als Beispiel seien hier genannt: Herrenknecht (Tunnelbau), Lürssen (Schiffbau), Wilo (Anlagenbau), Otto Bock (Medizintechnik), Grimme (Landmaschinenbau).

Um auch als Mittelständler im weltweiten Geschäftserfolgs- Konzert mitspielen zu können, müssen neben einer Entrepreneurship folgende Rahmenbedingungen vorhanden sein, die von der Politik eingefordert werden müssen:

Ein freier Weltmarkt-Zugang

Als Folge politischer Zusammenschlüsse hat der dann vergrößerte Markt immer einen wirtschaftlichen Aufschwung hervorgebracht, z. B. der Zollverein 1833/34 von Staaten des Deutschen Bundes, die Schaffung des deutschen Nationalstaates von 1871, der europäische Einigungsprozess, beginnend mit der Montanunion 1952, der EWG 1958, der EU-Erweiterung. Diese Entwicklung wird fortgesetzt durch die Einführung des Euro 1999/2002 und sie wird, davon bin ich überzeugt, mit dem transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP weitergehen. Wer sagt denn, dass es ohne eine solche Entwicklung besser gehen würde? Die Globalisierung ist somit für alle Tatkräftigen eine Chance, kein Übel.

Eine Innovationskultur für Erfinder und Tüftler

Die Geschichte des „Made in Germany“ 1887 zum Qualitätslabel kennt fast jeder. Weniger bekannt ist, dass von 1910 bis 1933 rund
 25 Prozent der Nobelpreisträger Deutsche waren. Auf vielen Gebieten, darunter der Medizin, Chemie, Physik, war Deutschland im 19. Jahrhundert Ton angebend. Konnten wir uns bisher auf Ideen von Fischer Dübel, Würth Schrauben, Melitta Filterkaffee, Adidas Sportschuhe verlassen, so läuft uns hier die USA in der digitalen Welt mit Google, Facebook und Apple den Rang als Innovations-motor ab. Daher gilt es, die „Start- up-Mentalität“ umfassend zu fördern, inklusive einer Kultur des „Scheitern und Verbesserns“.

Eine gute Ausbildung und Menschen, die diesen Prozess begleiten

Wenn wir das erprobte duale Berufsausbildungssystem verbessern, der deutschen Handwerker- Tradition mehr Anerkennung zollen, einen Fachkräftezuwachs aus dem Ausland organisieren und die Zuwanderer im Land besser qualifizieren, dann sind wir auf einem guten Weg. Gleichzeitig müssen wir die internationalen Kontakte in allen Ausbildungssystemen verbessern, unsere Mitarbeiter motivieren, Auslandserfahrung zu sammeln und der Erlernung von Sprachen eine hohe Bedeutung einräumen.

Ich wünsche uns Frieden und Mut zur Realisierung ungewöhnlicher Ideen. Es gibt keinen Anspruch auf ein gutes Leben oder Transferleistungen ohne Gegenleistung. Wir haben die Pflicht, den durch Glück und Fleiß erworbenen Wohlstand, den vielleicht nur 10 Prozent aller Erdenbewohner genießen dürfen, immer wieder zu erarbeiten, mehr Menschen zugänglich zu machen und dabei die großen Linien unserer Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren.