Die Menschen
Karl-Erivan W. Haub

Familienunternehmen: Denken in Generationen

Lesen Sie den Karl-Erivan W. Haub Artikel „Familienunternehmen: Denken in Generationen“ in „Das Deutschland-Prinzip“.

6. August 2015

Dieser Beitrag erscheint im Original im Buch „Das Deutschland-Prinzip“. Im Buch erörtern 175 prominente Gastautoren Ihre Standpunkte darüber, was  Deutschland stark macht.
Lesen Sie hier eine Auswahl der Beiträge.

 

Familienunternehmen: Denken in Generationen

Hätten Sie gewusst, dass 90 Prozent aller deutschen Unternehmen Familienunternehmen sind? Und dass diese Familienunternehmen rund 42 Prozent aller Unternehmensumsätze erwirtschaften? Mehr noch: dass die deutschen Familienunternehmen fast 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze und darüber hinaus rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze in Deutschland stellen?

Es sind die Familienunternehmen, die die Stärke der deutschen Wirtschaft ausmachen!

 

Und trotzdem führten Familienunternehmen über viele Jahrzehnte hinweg eine Art Schattendasein im Bewusstsein der Bevölkerung.

 

 

 

Oder sie wurden mit börsennotierten Aktiengesellschaften „in einen Topf geworfen“, inklusive aller negativen Vorurteile. Völlig zu Unrecht, wie ich finde! Denn es gibt vieles, was inhabergeführte Firmen von anderen Unternehmensformen grundlegend unterscheidet. Dazu gehören Innovationskraft und Flexibilität, Risikobereitschaft und nachhaltige Ziele – im Gegensatz zur Orientierung am Shareholder-Value – und es gibt eine Nachwuchsgeneration. Ein Familienunternehmer denkt in Generationen, nicht in Quartalen! Aber nicht nur die langfristige Orientierung zeichnet Familienunternehmen aus. Sie führen überdies sehr gut vor, wie Firmenund Mitarbeiterinteresse mittels eines klar definierten Werteverständnisses zu vereinbaren sind. Begriffe wie „Tradition“, „Verlässlichkeit“ oder „Engagement“ bilden gewissermaßen die Leitplanken für das unternehmerische Handeln. Im Idealfall werden die Werte auf allen Ebenen gelebt und von der Belegschaft mitgetragen. Auf diese Weise identifizieren sich die Mitarbeitenden stärker mit ihrem Unternehmen und tragen durch ihr Engagement zum Unternehmenserfolg bei. Sie schätzen das hohe Maß an Eigenverantwortlichkeit, die kurzen Entscheidungswege und sehr gute berufliche Entwicklungsperspektiven. Dass sich Familienunternehmen auch in Krisenzeiten weniger schnell von ihren Mitarbeitenden trennen, hat sicher auch dazu beigetragen, dass wir in den vergangenen Jahren als Arbeitgeber gerade für Fach- und Führungskräfte zunehmend an Attraktivität gewonnen haben und der Begriff „German Mittelstand“ heute weltweit ebenso bekannt ist wie „Made in Germany“.

Die besondere Herausforderung der Familienunternehmen besteht darin, unterschiedliche Interessen einzelner Familienmitglieder miteinander in Einklang zu bringen sowie anstehende Generationswechsel zu bewältigen. Um dies zu erreichen, vernetzen sich Familienunternehmen gerne untereinander, beispielsweise im weltweiten Family Business Network (FBN), um sich zu Themen wie Generationsübergang oder Governance-Themen auszutauschen.