Die Ideen
Bernd Sternal

„Ein erfolgreicher Erfinder braucht das Glück des Tüchtigen“

Von der Glühbirne über das Automobil bis zur Magnetschwebebahn: Deutschland genießt seit jeher international den Ruf des Erfinderlandes. Nach wie vor zählen die deutschen Köpfe zu den erfindungsreichsten aller Industrienationen. Doch was muss passieren, damit das so bleibt? Diplom-Ingenieur Bernd Sternal ist freier Erfinder und Autor des Buches „Deutschland – (k)ein Erfinderland“.

Interview

Das deutsche Erfindertum hat eine lange Tradition, beginnend mit der industriellen Revolution. Außerdem haben wir eine große Anzahl hochqualifizierter Techniker, die in zahlreichen Unternehmen Führungspositionen einnehmen. Dieser Umstand führt zu großem Erfinderreichtum und zu vielen Innovationen.

Das deutsche Erfindertum hat entscheidend zum heutigen Wohlstand beigetragen und tut es immer noch. Die Situation kehrt sich aber zunehmend zum Negativen. Ein ehrlicher Umgang mit den Erfindern ist leider sehr selten. Häufig wird versucht, die Erfinder mit Almosen abzuspeisen oder sie ganz um ihre Rechte zu bringen. Chancengleichheit ist in diesem Sektor nicht gegeben.

Nein, so einfach ist es leider nicht. Eine gute Idee allein, auch in Kombination mit technischem und naturwissenschaftlichem Fachwissen, ist nicht genug. Man braucht auch umfangreiches betriebswirtschaftliches Wissen, juristische Kenntnisse, Vertriebs- und Marketingerfahrung und das Talent, sich selbst gut verkaufen zu können. Man muss also die sogenannte „eierlegende Wollmilchsau“ sein, um Erfolg zu haben. Notwendig ist auch das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen.

Ja, so ist es. Nehmen wir zum Beispiel Elektroautos oder Fahrzeuge, die mit Wasser oder Holzgasvergaser betrieben werden – all das wäre schon längst möglich. Das verhindert die Mineralöl-Industrie und die Politik hängt an deren Tropf. Es gibt aber auch viele bürokratische Hürden: Wenn Sie ein solches Fahrzeug in Deutschland bauen wollen, scheitern Sie schon an der Straßenzulassung.

Erfinder dürfen nicht länger Bittsteller bei Banken, staatlichen Institutionen und Unternehmen sein. Ein nationaler Erfinderfond wäre toll, der finanzielle Mittel als Beteiligung bereitstellt. Dabei müssten unabhängige Fachleute diese Mittel verwalten. Zudem gehört das Europäische Patentrecht grundlegend reformiert. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein europäisches Patent, das einen etwa gleich großen Wirtschaftsraum abdeckt wie das der USA, kostet ein Vermögen, denn es muss in jede einzelne Landessprache übersetzt werden.

Es muss ein anderes Erfinderbild gezeichnet werden. Dabei sind alle gesellschaftlichen Kräfte aufgerufen, Unterstützung zu leisten. Erfinder wollen Visionen verwirklichen, nicht mehr und nicht weniger. Sie sind gewissermaßen Künstler. Allerdings werden Künstler auch dann anerkannt und geachtet, wenn sie nur geringen wirtschaftlichen Erfolg haben. Das trifft auf Erfinder leider nicht zu.