Bildung
Bildung in Deutschland

Sachsen und Bayern beim INSM-Bildungsmonitor vorn

Sachsen und Bayern haben in Deutschland das beste Schulsystem. Allerdings gibt es insgesamt kaum noch Bildungsfortschritt, in den Bereichen “Schulqualität”, “Hochschule/MINT” und “Integration” sogar deutliche Rückschritte. – Die wichtigsten Ergebnisse des INSM-Bildungsmonitors 2022 im Überblick.

17. August 2022

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Der INSM-Bildungsmonitor 2022 hat drei zentrale Ergebnisse.

1. Ergebnis: Sachsen und Bayern vorn

Die besten Ergebnisse im Durchschnitt aller im INSM-Bildungsmonitor 2022 bewerteten Bereiche erreichen Sachsen und Bayern. Mit etwas Abstand folgen dahinter Thüringen und Hamburg, vor dem Saarland und Baden-Württemberg als dritte Gruppe. Auf den Plätzen 7 und 8 folgen Hessen und Niedersachsen. Das Hauptfeld reicht im INSM-Bildungsmonitor 2022 von Schleswig-Holstein auf Platz 9 bis Brandenburg und Nordrhein-Westfalen gemeinsam auf Platz 13. Mit etwas Abstand folgen Sachsen-Anhalt und auf dem letzten Platz Bremen. 

Der INSM-Bildungsmonitor setzt sich aus sogenannten 13 Handlungsfeldern zusammen. Spitzenplätze in den einzelnen Handlungsfeldern werden von mehreren Bundesländern erreicht: 

  • So erreicht Sachsen drei Spitzenplätze in den Handlungsfeldern Förderinfrastruktur, der Schulqualität und der Forschungsorientierung. Bei Zeiteffizienz und Digitalisierung bestehen Nachholbedarfe.
  • Bayern ist in zwei Handlungsfeldern spitze, bei der beruflichen Bildung und bei der Vermeidung von Bildungsarmut, hat aber bei dem Ausbau der Förderinfrastruktur trotz großer Fortschritte in den letzten Jahren weiterhin Potenziale. 
  • Thüringen erreicht den Spitzenplatz bei der Ausgabenpriorisierung, hat aber besondere Herausforderungen bei Inputeffizienz und Digitalisierung.
  • Hamburg erreicht den Spitzenplatz im Handlungsfeld Internationalisierung, weist aber trotz großer Fortschritte weiterhin Handlungsbedarf bei den Themen Schulqualität und Bildungsarmut auf. 
  • Brandenburg belegt den ersten Platz im Handlungsfeld Integration, großer Nachholbedarf besteht aber bei Forschungsorientierung, Hochschule/MINT und Digitalisierung.
  • Berlin ist spitze bei den Betreuungsbedingungen, weist aber weiterhin Schwächen in den Handlungsfeldern Bildungsarmut, Schulqualität und berufliche Bildung auf. 
  • Nordrhein-Westfalen erreicht Platz 1 bei der Zeiteffizienz, hat aber besondere Schwächen bei Betreuungsbedingungen und Ausgabenpriorisierung.
  • Besonders extrem prägen sich Stärken und Schwächen beim Schlusslicht Bremen aus. Bestwerte im Bereich Inputeffizienz, Hochschule/MINT und Digitalisierung stehen letzte Plätze in den Bereichen Schulqualität, Bildungsarmut und Integration sowie ein vorletzter Platz bei der Förderinfrastruktur gegenüber.

 

2. Ergebnis: Probleme bei Schulqualität, Integration und Hochschule/MINT

Im aktuellen INSM-Bildungsmonitor zeigen sich insgesamt nur noch sehr geringe Fortschritte gegenüber dem INSM-Bildungsmonitor 2013, bei dem erstmals die aktuelle Methodik und Indikatorenauswahl verwendet wurden. 

  • Gegenüber dem INSM-Bildungsmonitor 2013 haben sich das Saarland (+12,6 Punkte), Hamburg (+7,8 Punkte), Berlin (+5,6 Punkte), Brandenburg (+5,4) und Bayern (+4,6 Punkte) am stärksten verbessert. Am stärksten verschlechtert haben sich die Ergebnisse in Bremen (-4,5), Sachsen-Anhalt (-4,2) und Baden-Württemberg (-4,0). 
  • Relativ stark haben sich die Ergebnisse in den Handlungsfeldern Internationalisierung (+18,8 Punkte), Förderinfrastruktur (+17,7 Punkte) und Betreuungsbedingungen (+16,6 Punkte) verbessert. Größere Rückschritte sind bei den outputorientierten Handlungsfeldern festzustellen. Die größten Rückschritte gab es bei der Schulqualität (-18,0 Punkte), bei Hochschule/MINT (-8,0) und bei der Integration (-7,8). 

3. Ergebnis: Problemfelder weiten sich aus

Die sich bereits in den letzten Jahren verschlechterten Bewertungen in den Handlungsfeldern Schulqualität und Integration (Bildungschancen) drohen sich im Zuge der Corona-Pandemie weiter zu verschärfen. Eine aktuelle Vergleichsstudie zu vierten Klasse zeigt sinkende Kompetenzwerte, steigende Bildungsarmut und eine zunehmende soziale Selektivität. Auch bei den Rückschritten bei Hochschule/MINT sind für die kommenden Jahre weitere Verschlechterungen zu erwarten. Ferner zeigen sich bei der Digitalisierung große Herausforderungen: die Ausbildungsleistung in Informatik bleibt weiter hinter aktuellen und künftigen Bedarfen zurück. Die Digitalisierung hat an den Schulen in den letzten Jahren zwar deutliche Fortschritte gemacht, jedoch nimmt die Reformdynamik am aktuellen Rand bereits wieder ab und die wirklichen Potenziale wurden noch nicht gehoben.

Als dreizehntes Handlungsfeld “Digitalisierung” in diesem Jahr erstmalig in den INSM-Bildungsmonitor aufgenommen. In diesem Bereich überzeugen vor allem Bremen, Bayern und Baden-Württemberg. Bremen trägt dabei vor allem stark zur Ausbildung an Informatikern in Studium und beruflicher Bildung bei. In Bayern werden digitale Endgeräte häufig im Unterricht genutzt und Bayern ist wie Baden-Württemberg stark in der Anmeldung von Digitalisierungspatenten. Vergleichsweise ungünstig ist die Lage im Handlungsfeld Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Beim Zukunftsthema Digitalisierung fehlt es dort sowohl an schnellem Internet an Schulen als auch bei der Informatikerausbildung und Digitalisierungspatenten.

Was jetzt zu tun ist

Um der zunehmenden Gefahr einer größeren Ungleichheit der Bildungschancen entgegenzuwirken und die Herausforderungen von Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie zu meistern, ist ein großer Bildungsimpuls in zwei Schwerpunkten notwendig:

 

1. Gleiche Bildungschancen schaffen. Durch…

  • … das gezielt auflegen eines Corona-Aufholprogramms. Hierzu sollten an allen Schulen und in allen Jahrgängen Vergleichsarbeiten durchgeführt werden, um den Umfang des Lernverlustes systematisch zu ermitteln. Auf dieser Grundlage könnten dann Nachqualifizierungsprogramme entwickelt werden. Um alle Schülerinnen und Schüler mit größeren Lernrückständen zu unterstützen, sind entsprechende finanzielle Mittel bereit zu stellen.
     
  • … den Ausbau einer hochwertigen Ganztagsinfrastruktur. Die Sprachförderung sollte möglichst früh im Leben einsetzen und bei Bedarf sehr intensiv erfolgen. Eine besondere Rolle spielt der Ausbau der Infrastruktur an Kitas und Ganztagsschulen. Berechnungen zeigen, dass noch immer mehr als 340.000 Plätze für unter dreijährige Kinder fehlen. Zudem besteht ein Mangel an Ganztagsplätzen für Grundschulkinder. Durch die Ausweitung multiprofessioneller Teams (IT-Expertise, Gesundheit, Schulpsychologie) kann die individuelle Förderung an Schulen besser gelingen. Durch eine Weiterentwicklung der Bildungseinrichtungen zu Familienzentren können auch Eltern besser unterstützt werden, sodass die Durchlässigkeit im Bildungssystem weiter erhöht werden kann.
     
  • ... das Investieren in bessere Bildungschancen. Schulen und Betreuungseinrichtungen, die sich um besonders viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund oder sonstigem besonderen Unterstützungsbedarf kümmern, benötigen mehr Personal als andere. Lehrkräfte sollten für besondere Leistungen in den Schwerpunktschulen zusätzlich honoriert werden. Dazu sollten Stellen für Chancenbeauftragte an Schulen geschaffen werden, die Konzepte entwickeln und umsetzen, wie die im Zuge der Corona-Krise entstandenen Einbußen an Chancengleichheit kompensiert und darüber hinaus nachhaltig Chancengleichheit bei der Bildung erreicht werden können.

2. Digitalisierung und MINT voranbringen. Durch…

  • … die Weiterentwicklung der Digitalisierung an Schulen. Um hohe computer- und informationsbezogene Kompetenzen bei den Bildungsteilnehmern zu erzielen, ist es erforderlich, dass die Bildungseinrichtungen mit den entsprechenden Technologien ausgestattet sind. Hierzu gehört auch die Bereitstellung von digitalen Arbeitsplätzen für Lehrkräfte und die Ausstattung aller Klassen mit der erforderlichen Hard- und Software für einen digital gestützten Unterricht. Hier besteht in Deutschland trotz der Fortschritte während der Corona-Pandemie weiter Nachholbedarf. Als zweiter zentraler Schritt sollten die Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer beim Umgang mit digitalen Medien im Unterricht ausgebaut werden. Drittens müssen methodische Konzepte erarbeitet werden, wie Informations- und Kommunikationstechnologien gewinnbringend und zielführend eingesetzt werden, damit ihr Einsatz auch einen Mehrwert schafft und nicht überlegene traditionelle Unterrichtsmethoden ersetzt werden. Zudem müssen gute digitale Lernmaterialien entwickelt werden.
     
  • … die Stärkung der MINT-Kompetenzen (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Um die IT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, sollte bundesweit in möglichst vielen Jahrgangsstufen das Schulfach „Informatik“ unterrichtet werden. Darüber hinaus ist zur Stärkung der MINT-Bildung der gesamte Bildungsprozess in den Blick zu nehmen. Ferner ist die MINT-Lehrkräfteversorgung sicherzustellen. In den MINT-Fächern dürfte in den kommenden Jahren der Mangel an Lehrkräften weiter zunehmen. Es sollten mehr Lehrkräfte in den MINT-Fächern ausgebildet und Quer- und Seiteneinsteiger qualifiziert werden. Durch eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung sind die Potenziale der Frauen für die MINT-Berufe besser zu erschließen. Die Bedeutung der MINT-Berufe als Klimaschutz-Berufe sollte deutlicher kommuniziert werden.

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