Bildung
INSM-Bildungsmonitor 2021

Bildungsgerechtigkeit droht unter die Räder zu kommen

Im Ranking belegen Sachsen und Bayern die Top-Plätze gefolgt von Hamburg und Thüringen. Das Saarland ist mächtig aufgestiegen, Bremen mit Abstand Letzter. Die coronabedingten Schulschließungen und Homeschooling haben Spuren hinterlassen. Eine Umfrage zum Bildungsmonitor zeigt: Rund 45 Prozent der Lehrkräfte sehen bei mehr als der Hälfte oder fast allen Schülerinnen und Schülern gravierende Lernrückstande.

18. August 2021

Zur PressemitteilungStudie herunterladen (PDF)Zur Webseite mit allen ErgebnissenStatement Pellengahr

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Wie gut sind die Bildungssysteme der 16 Bundesländer aufgestellt? Dieser Frage geht jährlich der INSM-Bildungsmonitor nach, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zum 18. Mal erstellt hat. Im Fokus steht die Frage, welchen Beitrag das Bildungssystem leistet, um Wohlstand zu sichern, Aufstiegsmöglichkeiten für den Einzelnen zu schaffen und Teilhabe zu gewährleisten.

Das Ranking der 16 Bundesländer

Wichtigste Ergebnisse:

Ranking: Die besten Ergebnisse erzielen Sachsen (1.) und Bayern (2.). Auf Platz drei landet Hamburg, das sich wie das Saarland (5.) verglichen zum Jahr 2013 deutlich verbessert hat. Das Mittelfeld reicht von Hessen (7.) bis Brandenburg (15.). Mit Abstand Letzter ist Bremen. Der Grund: Der kleine Stadtstaat ist Schlusslicht bei den Bereichen Schulqualität, Bildungsarmut und Integration, was sich negativ auf die Gesamtbewertung auswirkt.

Befund: Im Bildungsmonitor zeigen sich insgesamt nur noch sehr geringe Fortschritte gegenüber dem Bildungsmonitor 2013, in welchem Jahr erstmals die aktuelle Indikatorik Anwendung fand und die Ergebnisse deswegen vergleichbar sind. Die größten Rückschritte gab es bei der Schulqualität (-17,9), bei der Integration (-14,9) und bei der Reduzierung von Bildungsarmut (-3,5). Der aktuelle INSM-Bildungsmonitor bildet datenmäßig den Zeitraum 2018 bis 2020 ab und beschreibt damit die Herausforderungen bis zum Beginn der Corona-Krise. Aktuellere Daten in der Breite sind nicht verfügbar.

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Corona-Pandemie und Folgen für die Bildung: Spitze des Eisbergs

Es ist zu befürchten, dass sich die Folgen der coronabedingten Schulschließungen mit Unterrichtsausfall, Wechselunterricht und Homeschooling für die Bildung erst im Laufe der nächsten Monate oder gar Jahre in Gänze abzeichnen werden. Indikatoren, welche die Bildungschancen messen, drohen sich im Zuge und nach der Corona-Krise weiter zu verschlechtern. Studienleiter Prof. Axel Plünnecke: „Studien zeigen deutlich, dass durch längere Schulunterbrechungen aufgrund der Defizite bei der digitalen Bildung in Deutschland negative Effekte auf den Kompetenzerwerb eintreten.“ Vor allem Kinder aus bildungsfernen Haushalten und mit Migrationshintergrund sind hier besonders belastet, auch leistungsschwächere Kinder. Die Bildungsarmut dürfte also zunehmen.

Umfrage bei Eltern und Lehrerschaft: Homeschooling unzureichend – viel Stoff verpasst

Diesen Eindruck bestätigt auch eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Sommer 2021 für den 18. INSM-Bildungsmonitor. Das Ergebnis kurz und knapp: Die Eltern sind unzufrieden mit den Lernangeboten der Schulen und die Lehrerschaft befürchtet gravierende Lernlücken bei den Schülerinnen und Schülern.

Konkret: Knapp 56 Prozent der Eltern mit schulpflichtigen Kindern waren im Schuljahr 2020/21 mit den Lernangeboten der Schulen eher oder sehr unzufrieden. Hierbei zeigten sich Unterschiede nach Bundesländern – etwas weniger unzufrieden waren Eltern in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bayern und Niedersachsen. Unzufriedener als der Durchschnitt waren vor allem Eltern in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Die Unzufriedenheit war höher, wenn Eltern einen niedrigen Schulabschluss aufweisen oder in kaufkraftschwächeren Regionen leben.

Etwa 17 Prozent der Lehrkräfte in Deutschland gaben an, dass es bei „fast allen“ Schülerinnen und Schülern durch die besondere Situation im Schuljahr 2020/21 gravierende Lernrückstände gibt, weitere rund 30 Prozent sehen dieses Problem „bei mehr als der Hälfte“.

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Digitalisierung der Schulen in Deutschland sehr ungleich vorangeschritten

Im Bereich Digitalisierung, sowohl in Bezug auf Infrastruktur des Bildungssystems als auch in Bezug auf die digitalen Kompetenzen, zeichnet sich in Deutschland ein sehr unterschiedlicher Stand ab. Vergleichsweise gut schneiden hier die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin sowie die Flächenländer Bayern und Baden-Württemberg ab. Großen Nachholbedarf haben die fünf ostdeutschen Flächenländer – sowohl bei der Verfügbarkeit schnellen Internets an Schulen als auch bei der IT-Fachkräftesicherung und bei der Forschung im Bereich Digitalisierung. In den anderen Bundesländern gibt es ein differenziertes Bild mit einzelnen Schwächen und Stärken.

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Die INSM fordert: Was getan werden muss

  1. Corona-Aufholprogramm auflegen
    Dazu gehört es, zunächst zügig und möglichst bürokratiearm den Lernstand zu erheben und Lücken gezielt zu schließen, idealerweise unter Einsatz einer intelligenten Lernsoftware, das Auflegen von Nachqualifizierungsprogrammen und zusätzlichen Lernangeboten, etwa in den Ferien.
     
  2. Digitalisierung der Schulen vorantreiben
    Zwar ist vieles auf den Weg gebracht worden durch finanzielle Mittel des Bundes etwa für Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler sowie Dienstgeräte für die Lehrerschaft. Doch weiter verbessert werden muss die WLAN-Verfügbarkeit an den Schulen, auch müssen die Lehrkräfte besser qualifiziert werden für den Einsatz digitaler Technologien im Unterricht.
    Zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie werden etwa 20.000 zusätzliche IT-Stellen an den Schulen benötigt. Um die Kompetenzen für die Digitalisierung in Deutschland zu stärken, sollte das Schulfach IT ausgebaut werden.
     
  3. Ausbau der Infrastruktur für bessere Bildungschancen
    Über die Corona-Krise hinaus sollten Bildungschancen durch einen Ausbau der Infrastruktur verbessert werden. Hier spielt insbesondere eine Ganztagsinfrastruktur in Kitas und Grundschulen eine zentrale Rolle. Auch eine Stärkung der Qualität der Einrichtungen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Bildungschancen. Sprachförderung sollte möglichst früh im Leben einsetzen und bei Bedarf sehr intensiv.