Werkverträge und Zeitarbeit
Interview mit Friedrich Hesemann

"Die Werkverträge helfen uns beim Kerngeschäft"

Werkverträge machen bei Liebherr Verzahntechnik, deren Geschäftsführer Friedrich Hesemann ist, nur 8 Prozent des Umsatzes aus, sichern aber dennoch die hohe Qualität und die breite Produktpalette. Lesen Sie hier, wie Werkverträge einem deutschen Unternehmen helfen, sich weltweit durchzusetzen.

6. Oktober 2015

Warum nutzen Sie Werkverträge in Ihrem Unternehmen?

Prinzipiell: Wir vergeben Werkverträge, weil wir als Unternehmen schlichtweg nicht alles selbst machen beziehungsweise selbst anbieten können.

 

Wie nutzen Sie Werkverträge in Ihrem Unternehmen?

Die Art des Einsatzes ist vielfältig und erfasst viele Unternehmensbereiche: In unserer Kantine kocht ein Dienstleister, ein anderer reinigt die Büros. Auch das Schneeräumen auf dem Parkplatz und dem Betriebsgelände oder Gartenarbeiten: alles Aufgaben, für die wir Werkverträge vergeben haben und für die wir im Übrigen auch verlässliche Partner gefunden haben.

Dies ist aber nur ein kleiner Teil: Der größte Teil unserer  Werkverträge, die einen Anteil von ca. 8 Prozent am Umsatz haben, entfällt allerdings auf auswärtige Bearbeitung (verlängerte Werkbank), Außenmontagen beim Kunden und Ingenieurbüros. Dabei geht es vor allem um ganz besondere Aufgaben. Oft haben diese Partner spezifisches Knowhow und die Spezialisten haben Kompetenzen und langjährige Erfahrungen auf Gebieten wie der Softwareentwicklung oder Fertigungstechnik. Hier könnten wir unmöglich alle Leistungen selbst vorhalten.

 

Wie wirken sich Werkverträge auf die Beschäftigungslage in Ihrem Unternehmen aus?

Wir können uns durch die Vergabe von Werkverträgen auf unser Kerngeschäft konzentrieren, insofern erleichtert uns die Vergabe von Werkverträgen die Arbeit. Und ganz nebenbei ermöglicht uns der Austausch mit den externen Kollegen auch den Blick über den Tellerrand. Es profitieren Werkvertragsnehmer und –geber! Und manche Aufträge könnten wir gar nicht annehmen ohne die Hilfe von Werkvertragsnehmern, die Spezialkenntnisse haben und uns unterstützen. Der Aufbau dieser Kapazitäten im eigenen Unternehmen ist da auch keine Alternative, wenn diese Unterstützung nur sporadisch benötigt wird.

 

Wie trennen Sie Werkverträge vom Kerngeschäft?

Einerseits ergibt sich eine Trennung aus den zu vergebenen Aufträgen. Außerdem klären wir auch im Vorfeld einer Werkvergabe genau, wie die Aufgabenfelder definiert sind. Das ermöglicht uns eine klare Abgrenzung zur Stammbeschäftigung und definiert ganz nebenbei auch die Haftungsfrage.

 

Wie würden sich eine weitere Regulierung und die Ausweitung von Mitbestimmungsrechten bei Werkverträgen in der Praxis auswirken?

Für uns würde dies ein Mehr an Aufwand bedeuten und unsere Unternehmensabläufe negativ beeinflussen. Wir stehen in internationalem Wettbewerb und müssen meistens sehr anspruchsvolle Liefertermine zusichern. Wenn die Vergabe von Werkverträgen zukünftig nicht mehr wie heute vom Einkauf vorgenommen werden könnte, sondern Mitbestimmungs- oder anderen Regulierungen unterworfen würde, verursacht dies Risiken und Verzögerungen.

Diese Art der Arbeitsteilung hat sich seit Jahrzehnten bewährt, sichert das anspruchsvolle Niveau unserer Produkte und ist im Übrigen hinreichend definiert und rechtlich ausgestaltet. Unsere Werkvertragsnehmer sind für uns Partner auf Augenhöhe, wir profitieren beide!

Friedrich Hesemann ist Geschäftsführer der Verzahntechnik GmbH, die wiederum ein Teil der Liebherr-Unternehmensgruppe mit Sitz in Kempten (Allgäu) ist. Das Unternehmen mit 1.100 Mitarbeitern stellt CNC-Verzahnmaschinen und Automationssysteme her. Der voraussichtliche Umsatz für 2015 soll 220 Millionen Euro betragen.