Generationengerechtigkeit
Faktensammlung

10 Fakten: Rentenpaket schadet Deutschland

Die Neuauflage der Großen Koalition ist mit einem Rentenreformpaket an den Start gegangen, das nach Bekunden der Koalitionäre mehr Gerechtigkeit schaffen soll. Im Mittelpunkt stehen die Rente mit 63 und die Mütterrente für Eltern mit vor 1992 geborenen Kindern.

Berechnungen zeigen: Die Rentenpläne der Bundesregierung sind ungerecht, weil sie die Generationengerechtigkeit untergraben. Nur eine kleine Gruppe profitiert von der Reform, während die Beitragszahler, aber auch die Rentner Belastungen hinnehmen müssen. Die Regierungspläne sind zudem ein Rückschritt im Umgang mit der demografischen Herausforderung. Zahlreiche Statistiken zeigen, dass Deutschland mit dem stärkeren Einbezug Älterer in den Arbeitsmarkt bislang auf dem richtigen Weg war.

Vor diesem Hintergrund haben wir eine Faktensammlung im handlichen Format zusammengestellt. Sie zeigt, welche Aufgaben die Rentenpolitik dringend angehen müsste und welche Belastungen stattdessen durch die aktuellen Reformvorhaben auf uns zukommen.

4. April 2014

Faktensammlung bestellen Faktensammlung herunterladen

 

Fakt 1

Mütterrente kostet Beitragszahler knapp 80 Milliarden Euro

Die geplante Mütterrente würde die Rentenversicherung bis 2025 mit knapp 80 Milliarden Euro belasten. Der Bundeszuschuss soll in dieser Zeit jedoch nur um wenig mehr als 20 Milliarden Euro angehoben werden.

Die Beitragszahler werden also den Hauptteil über die Beitragssätze zahlen: Bis 2025 wird die Mütterrente die Rentenkasse mit 71,1 Milliarden Euro ins Minus gedrückt haben.

 

Milliardengeschenk für Mütter Quellen: Bundesregierung; Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2013

Fazit: Die Mütterrente ist ungerecht. Auch junge Familien werden durch die zusätzlichen Kosten belastet.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 2

Die Rente mit 63 kostet mehr als angenommen

Die Rente mit 63 wird teuer: Bis 2030 wird sie die Beitragszahler 66 Milliarden Euro kosten. Geringere Rentenabschläge, eine steigende Rentnerzahl sowie der Wegfall von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuereinnahmen bedeuten zudem Einnahmeausfälle in Höhe von 60 Milliarden Euro bis 2030, die die Regierung bislang nicht eingerechnet hat.

Unterm Strich kostet die Rente mit 63 damit 126 Milliarden Euro und nicht 36 Milliarden Euro, wie von der Koalition veranschlagt.

Aufgrund der Erfahrungen mit früheren Frühverrentungsprogrammen ist davon auszugehen, dass die Zahl der Rentner nicht wie von der Regierung veranschlagt nur um 100.000, sondern um 250.000 steigen wird.

 

Rente mit 63 kostet 126 Milliarden Euro Quelle: Prof. Dr. Reinhold Schnabel, Universität Duisburg-Essen 2014

Fazit: Die Rente mit 63 ist ungerecht, weil sie die nachfolgenden Generationen belastet. Dies verschärft die Probleme, die der demografische Wandel ohnehin verursacht.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 3

Die Rentenreform kann bis zu 233 Milliarden Euro teuer werden

Das gesamte Rentenpaket dürfte deutlich teurer werden als gedacht. Die Gesamtkosten könnten bis 2030 um 73 Milliarden Euro höher liegen als von der Regierung veranschlagt.

Das 233 Milliarden Euro teure Rentenpaket ist ein Wahlgeschenk, das nicht einmal ein Viertel der Bürger begrüßt: 76 Prozent würden das Geld lieber anders verwendet wissen.

 

Drei Viertel lehnen Rentenmehrausgaben ab Basis: 1.007 Befragte; Quelle: TNS Emnid 2014

Fazit: Die Bundesregierung hat das Rentenpaket nicht zu Ende gerechnet. Die Folgekosten der abschlagsfreien Frühverrentung machen das Vorhaben erheblich teurer als dargestellt.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 4

Rentnern entgehen 55 Milliarden

Das Rentenpaket vermindert das Rentenniveau stärker als notwendig. Im Jahr 2020 werden noch 46,9 Prozent erreicht, bis 2030 sinkt das Sicherungsniveau auf 43,7 Prozent des Durchschnittseinkommens vor Steuern. Die Rentenanpassungen werden damit bis 2030 insgesamt um rund 55 Milliarden Euro geringer ausfallen als nach geltendem Recht.

Die Rentenhöhe hängt außerdem vom Zahlenverhältnis Beitragszahler zu Rentnern ab. Wegen der Rente mit 63 wird die Zahl der Beitragszahler stärker sinken, was den Rentenanstieg ebenfalls verlangsamt.

 

Entwicklung des Rentenniveaus Quellen: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung; Bundesregierung 2014; Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2013

Fazit: Nicht nur die Beitragszahler tragen die Reformkosten. Das Rentenniveau droht unter die gesetzliche Grenze von 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns zu rutschen.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 5

Die Rentenbeiträge steigen, aber die Renten sinken

Der durchschnittliche Rentenbeitrag für Erwerbstätige wird durch die Rentenreform bis 2027 um 679 Euro steigen. Dahinter steht ein Beitragssatz, der voraussichtlich von heute 18,9 Prozent auf 22 Prozent im Jahr 2027 steigen wird.

Weil es durch die Rente mit 63 weniger Beitragszahler geben wird und die steigenden Beitragssätze den Anstieg des Rentenniveaus mindern, fällt die Jahresrente im selben Zeitraum für jeden Rentner um 376 Euro niedriger aus.

 

So viel kostet die Rentenreform die Bürger Quellen: Prof. Dr. Reinhold Schnabel, Universität Duisburg-Essen; Rentenversicherungsbericht 2013; Bundesarbeitsministerium

Fazit: Einen Großteil der Kosten des Rentenpaketes zahlen die Rentner selbst. Die heutigen Ruheständler verlieren damit mehr als sie gewinnen.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 6

Rentenpaket macht Arbeit teuer

Auch ohne Rentenpaket ist Arbeit in Deutschland schon teuer: Die Lohnstückkosten der ausländischen Industrieunternehmen in den 25 bedeutendsten Konkurrenzländern sind im Schnitt fast 5 Prozent niedriger als die der deutschen Firmen.

Allein von 2007 bis 2011 sind die Lohnstückkosten in der deutschen Industrie jahresdurchschnittlich um 2,1 Prozent gestiegen. Das war nach dem Vereinigten Königreich der zweithöchste Anstieg unter den laut Weltbank größten Volkswirtschaften der Welt.

 

Lohnstückkosten in Deutschland kräftig gewachsen Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2012

Fazit: Steigende Lohnnebenkosten durch höhere Rentenbeiträge gefährden die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 7

100 Berufstätige werden für 60 Rentner aufkommen

In Zukunft wird sich das Verhältnis zwischen der arbeitenden und der Bevölkerung im Rentenalter stark wandeln: 2008 kamen in Deutschland auf 100 Personen im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren noch 34 Personen im Rentenalter ab 65 Jahren.

Wird die Rente mit 67 eingerechnet, stehen derselben Gruppe in Deutschland 2060 voraussichtlich bereits knapp 59 Personen im Rentenalter gegenüber. Bliebe es beim Rentenalter mit 65, wären es 67 Personen.

Im Durchschnitt der OECD-Länder kommen 2060 dagegen voraussichtlich nur knapp 53 Personen ab 65 Jahren auf 100 Personen im Erwerbsalter.

 

Das Verhältnis Jung zu Alt schrumpft Quelle: OECD 2013

Fazit: Die Rente mit 67 sorgt dafür, dass die demografische Last gerechter auf Jung und Alt verteilt wird.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 8

Ein Drittel wird 2060 mindestens 65 Jahre alt sein

Die Deutschen werden nicht nur weniger, sondern auch immer älter: Im Vergleich zu 2008 wird die Lebenserwartung neugeborener Jungen bis 2060 um 7,8 Jahre auf 85 Jahre ansteigen. Mädchen werden mit 89,2 Jahren eine um 6,8 Jahre höhere Lebenserwartung haben.

Die Lebenserwartung der 65-jährigen Deutschen wird 2060 über dem OECD-Durchschnitt liegen: Frauen haben dann im Schnitt noch 25,9 Jahre zu leben, Männer 22,1 Jahre.

Insgesamt wird 2060 ein Drittel der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein.

 

Bevölkerung nach Altersgruppen Quelle: Statistisches Bundesamt 2009

Fazit: Der demografische Wandel gefährdet die nachhaltige Finanzierung unserer sozialen Sicherungssysteme. Sozialpolitik in der Sozialen Marktwirtschaft ist vorausschauend und muss die Lasten des demografischen Wandels generationengerecht verteilen.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 9

Deutsche gehen zwei Jahre früher in Rente als im OECD-Länder-Schnitt

Die Erwerbstätigkeit von Menschen ab 55 ist in Deutschland zwischen 2000 und 2012 um 23,9 Punkte auf 61,5 Prozent gestiegen. Das ist vor allem auf die Rücknahme großzügiger Frühverrentungsregeln zurückzuführen.

Ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt aber, dass die Deutschen den Arbeitsmarkt immer noch relativ früh verlassen, obwohl die Lebenserwartung überdurchschnittlich hoch ist: Mit 62,1 Jahren gingen deutsche Männer 2012 gut zwei Jahre früher in Rente als die Männer im OECD-Schnitt. Bei den Frauen waren es eineinhalb Jahre.

 

Renteneintrittsalter in Deutschland niedrig Quelle: OECD 2013

Fazit: Das Renteneintrittsalter in Deutschland konnte dank guter Reformen dem internationalen Durchschnitt angenähert werden. Das Rentenpaket bedroht diesen Erfolg.

Zurück zur Faktenübersicht

 

 

Fakt 10

Arbeitskräftemangel bremst Wirtschaft aus

Die Verschiebung der Bevölkerungspyramide wird teuer: Das Arbeitsvolumen wird demografiebedingt sinken, weil es weniger Personen im erwerbsfähigen Alter geben wird. Zudem reduziert sich das durchschnittliche Arbeitsvolumen dieser Personen, da sowohl die Erwerbsquote als auch die durchschnittliche Arbeitszeit mit zunehmendem Alter sinkt. Zwischen 2014 und 2020 wird dieser Rückgang jährlich 0,5 Prozentpunkte des potenziellen Wirtschaftswachstums kosten.

Ab 2020, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Baby-Boomer- Generation das Rentenalter erreichen, beträgt die Minderung sogar 0,6 Prozentpunkte.

 

Zahl der Erwerbspersonen sinkt Quelle: IAB Kurzbericht 16/2011

Fazit: Für weiteres Wirtschaftswachstum brauchen wir auch ältere Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt.

Zurück zur Faktenübersicht