Heute sind in Deutschland so wenige Menschen arbeitslos wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Zu verdanken ist dies unter anderem dem Niedriglohnbereich sowie atypischen Beschäftigungsformen (wie Leiharbeit, Zeitarbeit). Frauen, Langzeitarbeitslose und Ältere profitieren davon sehr unterschiedlich. Das IW Köln zeigt unter welchen Vorraussetzungen der Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnis gelingt.
11. November 2014Studie "Einstieg in Arbeit" herunterladen Statement von Hubertus Pellengahr herunterladen Pressemeldung herunterladen IW-Präsentation herunterladen
Ein flexibler Arbeitsmarkt kann nicht nur den Strukturwandel oder exogene Schocks besser verarbeiten, er hat auch eine soziale Dimension: Wenn es Arbeitsuchenden schnell gelingt, eine neue Beschäftigung zu finden, muss sich der Verlust des Arbeitsplatzes nicht als stark negativ empfundener Einschnitt in die Erwerbsbiografie erweisen. Staatliche Regulierungen beeinflussen in vielfältiger Weise die Frage des (Wieder-)Einstiegs in den Arbeitsmarkt. Zwar schützen Regulierungen bestehende Beschäftigungsverhältnisse, sie sorgen aber auch dafür, dass weniger Arbeitsplätze neu entstehen und damit den Arbeitsuchenden Chancen verwehrt werden.
Die Agenda-Reformen der rot-grünen Bundesregierung in den Jahren 2002 bis 2005 fußten auf der Einsicht, dass die Balance zwischen Flexibilität und Sicherheit nicht mehr stimmte. Als letztlich erfolgreich erwiesen sich vor allem die Reformen, die zur Verbesserung von Anreizstrukturen geführt haben und damit Einstiegschancen schufen. Die Arbeitsmarktpolitik der großen Koalition hat bislang einen entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Mit Regulierungen wird Flexibilität eingeschränkt, was in letzter Konsequenz Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt verbaut. Davon dürften vorwiegend solche Personengruppen betroffen sein, die es – zum Beispiel aufgrund von Qualifikationsdefiziten – ohnehin schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Die Studie „Einstieg in Arbeit – die Rolle der Arbeitsmarktregulierung“ (.pdf) zeigt auf Basis einer Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels für die Jahre 2005 bis 2012, dass der Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnis bei Weitem keine Seltenheit darstellt. Allerdings ist nicht dieselbe Dynamik für alle Personengruppen zu beobachten. Insbesondere Langzeitarbeitslose und arbeitslose Geringqualifizierte haben offensichtlich geringere Chancen auf eine (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt. Welche Bedeutung haben dann vor diesem Hintergrund die häufig kontrovers diskutierten atypischen Beschäftigungsverhältnisse und der Niedriglohnsektor?
Nach den vorliegenden Auswertungen bieten flexiblen Beschäftigungsformen für Arbeitslose, Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte große Einstiegschancen:
Zusammengefasst zeigen die empirischen Ergebnisse, dass eine beachtliche Dynamik am Arbeitsmarkt und insbesondere beim Einstieg in eine Beschäftigung zu beobachten ist. Ein flexibler Arbeitsmarkt scheint dabei einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser Dynamik zu leisten. Wird mit Blick auf die Zahlen etwa gefordert, atypische Beschäftigung stärker zu regulieren, könnte dies mit erheblichen Beschäftigungsverlusten oder einem Anstieg der Arbeitslosigkeit einhergehen, da äußerst fraglich ist, ob diese Übergänge in gleichem oder ähnlichem Umfang in Normalarbeitsverhältnisse erfolgen würden.