Die Milchquote hat mehr geschadet als genutzt. Mit ihrem Ende am 31. März können die Milchbauern aufatmen. Die Quote aber bleibt ein Mahnmal gegen schädliche Staatseingriffe. - Ein Standpunkt von INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.
31. März 2015
Nicht einmal der Bauernverband weint der Milchquote hinterher – dabei hätten die Landwirte doch der große Profiteur der Regelung sein sollen. Doch den meisten Bauern ist klar: Diese Hilfe ist eine Hürde.
Am 31. März wird diese Mauer nun eingerissen und die Milchquote der EU fällt. Ihretwegen mussten Bauern 31 Jahre lang für die Milch ihrer Kühe erst Kontingente erwerben. Überstieg die Erzeugung das erworbene Kontingent, bezahlten sie eine Strafe. Das System sollte Expansion unrentabel machen – und darin war es überaus erfolgreich. Wer von seinem Produkt und seinen Managementfähigkeiten überzeugt war, wurde vom Staat ausgebremst.
Das wirkliche Ziel der Quote, nämlich stabile Preise und ein solides Einkommen für Bauern, hat sie dagegen vollkommen verfehlt. Der Preis für ein Kilo Rohmilch schwankte seit der Einführung der Quote um rund 20 Cent. Die Zahl der Milchbauern sank um fast 80 Prozent. Zwar verschwanden die „Milchseen“, doch dafür sorgte die Quote für neue Kuriositäten im Duden: den „Sofamelker“ etwa, der mit dem Verkauf seiner Quoten noch einmal Kasse macht, bevor er sein Geschäft aufgibt.
Besonders ärgerlich für viele Milchbauern: Von der explodierenden Nachfrage nach Milch, Käse und Joghurt in der Schwellenländer Asiens konnten sie nur bedingt profitieren. Während sich die Viehhalter in Europa mit der Quote herumschlagen mussten, verdienten die Bauern in Neuseeland am neuen Milchdurst prächtig.
Kritiker befürchten nun, dass kleine Höfe bei möglicherweise fallenden Preisen aufgeben werden müssen. Doch können sich Kleinbauern beispielsweise auf Bio-Milch oder Direktvermarktung spezialisieren, ihre Produkte entsprechend vermarkten und so höhere Preise erzielen. Der Verbraucher hat dann die Wahl zwischen günstiger Milch aus dem Großbetrieb und etwas teurerer Milch vom Öko-Bauern. Kein Viehhalter ist schutzlos den Kräften des Marktes ausgeliefert. Die EU unterstützt Landwirte weiterhin mit Direktzahlungen und weiteren Hilfen. Allerdings rechnen Experten ohnehin nicht damit, dass Großbetriebe nun den Markt mit Milch fluten und die Preise einbrechen. Landwirte brauchen Fläche – und die hat eine natürliche Begrenzung.
Politiker sollten die Milchquote als Mahnmal dagegen sehen, was passiert, wenn es der Staat besonders gut meint – und es dann nur schlimmer macht. Das ist kein Problem von vor 30 Jahren, sondern immer noch aktuell. Bestehende oder geplante Quoten gibt es genug. Milchwirtschaft und Verbraucher werden vom Ende der Quote profitieren. Hoffentlich wird das viele Politiker ermuntern, weitere Schranken für einen fairen Wettbewerb zu öffnen.