Diese Entwicklung signalisiert sehr deutlich der Economic Sentiment Indikator der Europäischen Kommission vom Juli. Dieser viel beachtete Stimmungsindex der Unternehmen und Konsumenten in der Eurozone ist im Juli auf seinen tiefsten Stand seit Herbst 2009 gefallen.
Zurzeit stehen die Zeichen für die Eurozone auf Rezession. Ob Industrie, Dienstleistungen oder Bauwirtschaft – Rückgänge in allen Bereichen. Das Verbrauchervertrauen war im Juli ebenfalls rückläufig.
Zwar schneidet Deutschland insgesamt noch deutlich besser ab als die anderen europäischen Länder, aber auch in Deutschland erleben wir zurzeit Stimmungseintrübungen auf breiter Front – einzig für den Einzelhandel weist der Economic Sentiment der EU-Kommission eine Stimmungsaufhellung im Juli gegenüber Juni auf.
Die nach wie vor ungelösten Schuldenprobleme in einigen Euroländern machen auch vor der Stimmung in Deutschland nicht halt. Obwohl die deutsche Wirtschaft auf den globalen Märkten sehr erfolgreich ist, darf doch nicht übersehen werden, dass immer noch rund 40 Prozent der deutschen Exporte in die Länder der Eurozone gehen und etwa 60 Prozent in die EU-27. Schwächere Entwicklungen in diesen Ländern lassen sich auf Dauer eben nicht vollständig durch Erfolge auf Drittmärkten kompensieren, zumal auch dort die Konjunktur zurzeit keineswegs rund läuft.
Allerdings läuft das Exportgeschäft der deutschen Unternehmen jüngsten Meldungen des Statistischen Bundesamtes zufolge noch befriedigend. Zwar sind die Ausfuhren saison- und kalenderbereinigt im Juni gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent gesunken, liegen aber noch um 7,4 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Im Jahresdurchschnitt wird allgemein noch ein Wachstum der Ausfuhren von 3 bis 4 Prozent erwartet.
Auch das jüngste KfW-ifo-Mittelstandsbarometer signalisiert Stimmungseintrübungen: Im Juli rutschte es unter seinen langfristigen Durchschnittswert. Aber immerhin hält sich die mittelständische Wirtschaft besser als die Großunternehmen, wo die Stimmung deutlich ausgeprägter in den Keller ging. Allerdings sollten diese Nachrichten nicht als Vorboten einer veritablen Rezession in Deutschland interpretiert werden. Die deutsche Volkswirtschaft wächst weiter, wenn auch mit geringerem Tempo als wir es noch im ersten Quartal verzeichnen konnten. Dort, wo Schatten ist, ist meistens auch etwas Licht.
Die globale Nachfrageschwäche hält die Rohstoffpreise unter Kontrolle, was die Kostenrechnung der Unternehmen entlastet. Und die Abwertung des Euros hilft den Unternehmen der Eurozone, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten zu stärken. Zudem sind aufgrund des sehr niedrigen Zinsniveaus, die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen ausgesprochen attraktiv.
Aus verschiedenen Indikatoren wird der Arbeitsmarkt- und Wachstumsindex (Wie funktionieren die Indizes?) erstellt. Diese geben die Stimmung zwischen Hoffen und Bangen ebenfalls wieder.