Prognos-Studie: 2040 droht 83-Milliarden-Loch in Rentenkasse
Im Jahr 2040 werden deutlich weniger Menschen in Deutschland arbeiten und damit Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Wie dramatisch wirken sich die wegbrechenden Einnahmen auf öffentliche Haushalte und Sozialversicherungen aus, insbesondere auf die Rentenversicherung? – Antworten gibt eine neue Analyse (PDF als Download) des Prognos-Instituts. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
Derzeit befindet sich Deutschland in einer sehr komfortablen Lage: Dank einer robusten Wirtschaft, der hohen Erwerbsbeteiligung bei zugleich niedriger Arbeitslosigkeit sprudeln die Einnahmen so stark, dass der Staat in den letzten Jahren mehr eingenommen als ausgegeben hat. 2014 betrug der Finanzierungsüberschuss gut acht Milliarden Euro, 2015 sogar rund 30 Milliarden Euro.
Die positive Haushaltslage wird allerdings nicht von Dauer sein. Im Gegenteil: Bereits heute ist absehbar, dass der demografische Wandel die Staatsausgaben in die Höhe treibt, während die Einnahmen zusammenschrumpfen. Die Überschüsse werden sich in Defizite verkehren.
In den kommenden Jahren erreichen die Babyboomer allmählich das Rentenalter: Bis zum Jahr 2040 wird die Bevölkerung über 65 Jahre von 16,8 Millionen Menschen (2014) auf 23,3 Millionen Menschen anwachsen. Gleichzeitig schrumpft die Anzahl der Erwerbsfähigen von 49,3 Millionen auf 42,3 Millionen. Das heißt: In 24 Jahren müssen sieben Millionen weniger Erwerbsfähige für etwa 6,5 Millionen mehr Rentner aufkommen. Jeder dritte Deutsche wird dann über 65 Jahre alt sein.
Durch diese Veränderung in der Altersstruktur werden die Gesamtausgaben der öffentlichen Haushalte von 1.298 Milliarden Euro (2014) bis 2040 – preis- und wachstumsbereinigt – auf 1.342 Milliarden Euro zunehmen. Die Einnahmen gehen hingegen um 108 Milliarden Euro oder 8,3 Prozent zurück. Unterm Strich entsteht eine Finanzierungslücke in Höhe von 144 Milliarden Euro.
Allein in der gesetzlichen Rentenversicherung droht der demografische Wandel ein Loch von 83 Milliarden Euro zu reißen. Stopfen müssen es die Erwerbstätigen, vor allem die Beitragszahler – über steigende Rentenbeiträge bis zu 23,8 Prozent des Bruttoerwerbseinkommens im Jahr 2040. Die gesamten Sozialabgaben werden von 39,5 Prozent (2014) auf knapp 50 Prozent ansteigen. Eine gewaltige Belastung!
Jede zusätzliche Ausweitung gesetzlicher Rentenleistungen bedeutet eine weitere Belastung für die junge Generation. Genau darauf laufen jedoch die aktuellen Rentenvorhaben der Großen Koalition hinaus: Nach Rente mit 63 und Mütterrente planen SPD und Union neue Wahlgeschenke in Milliardenhöhe – „Haltelinie“ beim Rentenniveau, Lebensleistungsrente oder Ausweitung der Mütterrente. Sie alle würden die ohnehin steigenden Kosten für die junge Generation noch stärker in die Höhe treiben.
Allein die Fixierung des Rentenniveaus auf dem Stand von 2014 (48,1 Prozent) würde das Loch in der Rentenkasse um rund 20 Milliarden Euro vertiefen – auf dann 103 Milliarden Euro. Die Gesamtsozialabgabe könnten infolgedessen sogar auf 52 Prozent des Bruttoeinkommens anschwellen.
Trotz der aktuell verführerischen Haushaltsüberschüsse: Für Wahlgeschenke gibt es keinerlei Spielraum! Im Gegenteil: Schon in den 2020er Jahren drohen erhebliche Finanzierungsdefizite in den öffentlichen Kassen. Das Jahr 2040 markiert nur die Spitze des Eisbergs.
Höchste Zeit, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Statt weiterer Rentengeschenke braucht es eine vorausschauende Politik, die für eine nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Rente und einen fairen Ausgleich zwischen Jung und Alt sorgt.